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Berlins Kunst wird zusammengelegt

■ Eine Neuordnung der Berliner Museumslandschaft ist geplant/ Rückführung, Zusammenlegung, Aus-, Neu- und Wiederaufbau/ 177 Millionen Mark sind veranschlagt/ Die Politiker sollen jetzt dem Vereinigungskonzept zustimmen

Berlin. Touristen können aufatmen, der Pergamonaltar und die Nofretete werden zusammengelegt. Die 28 Museen in beiden Teilen Berlins, die seit dem 3. Oktober allein von der Stiftung Preußischer Kulturbesitz als »Rechtsnachfolgerin des preußischen Staates« verwaltet werden, wollen die »historische Chance« zur umfassenden Neuordnung des gesamten Museumskomplexes in Berlin nutzen. Entsprechende Vorstellungen wurden gestern nach einer Sitzung von 13 Museumsexperten des In- und Auslands vorgestellt.

Der Generaldirektor der Staatlichen Museen zu Berlin im Ostteil der Stadt, Günter Schade, erarbeitete zusammen mit seinem Amtskollegen von den Staatlichen Museen Preußischer Kulturbesitz, Wolf-Dieter Dube, eine Denkschrift, über die der Stiftungsrat demnächst zu beraten hat. »Hier in Berlin entsteht nun etwas Großartiges, das weit über den Rahmen der Stadt und Deutschlands hinausgeht und sogar von europäischer Dimension sein wird, das aber auch konsequent finanziell abgesichert werden muß«, sagte der Generaldirektor Ost. Der 1933 geborene Schade war Anfang der fünfziger Jahre »bester Tischlerlehrling im Land Brandenburg« und wurde 1983 zum Generaldirektor der Ostberliner Museen berufen. Im Sommer 1990 entbrannte um ihn ein heftiger Streit zwischen dem DDR-Kulturminister Schirmer und den Schade unterstellten Direktoren. Diese protestierten gegen die geplante Abberufung ihres Chefs, dem das CDU-Ministerium vorwarf, »in den Verhandlungen mit den Staatlichen Museen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz nicht konsequent genug die Position der DDR vertreten zu haben«. Stiftungspräsident Knopp berief Schade Anfang Oktober erneut zum Chef der Ostberliner Museen, obwohl Schirmer den Posten im September europaweit ausschreiben ließ.

Künftig sollen in den Bauten des Alten Museums, des im Wiederaufbau befindlichen Neuen Museums und des Pergamonmuseums die archäologischen Sammlungen der Stadt zusammengeführt werden. Die Ausstellungsfläche dafür soll durch einen Neubau des ursprünglich geplanten, aber nie ausgeführten vierten Flügels des Pergamonmuseums und die Überdachung des Hofs als großzügiges Foyer erweitert werden. Vor dem Neuen Museum — in dem die Nofretete wieder ihren Platz haben wird — soll am Kupfergraben ein Neubau entstehen. Das Konzept sieht vor, das Profil der Alten Nationalgalerie in ihrem kongenialen Zusammenspiel von Architektur und Malerei des 19. Jahrhunderts zu bewahren. Die Galerie der Romantik wird aus dem Schloß Charlottenburg in ihr Stammhaus zurückkehren. Für das Bodemuseum soll eine völlig neue Nutzung gefunden werden. Gedacht ist an Kunstgewerbe oder eine übergreifende Ausstellung zur Gesellschaft im 19. Jahrhundert. Der Hamburger Bahnhof wird einen Teil der Bestände der Nationalgalerie aufnehmen, darunter, so hört man aus Museumskreisen, auch die bislang im Alten Museum ausgestellte DDR-Kunst.

Der Komplex von Museen der europäischen Kunst am Tiergarten soll durch den Neubau einer Gemäldegalerie und einer Skulpturengalerie abgerundet werden. Mit der Verwirklichung der baureifen Pläne für die Gemäldegalerie könnte 1991 begonnen werden, die Kosten sind mit 177 Millionen Mark veranschlagt. Am Kemperplatz würden dann mit Ausnahme der in der Alten Nationalgalerie präsentierten Werke alle Gemälde- und Skulpturensammlungen der Staatlichen Museen zu Berlin ihren Platz finden. Die eventuelle Verlagerung des dortigen Kunstgewerbemuseums in das Bodemuseum würde die Möglichkeit eröffnen, das Gebäude am Kulturforum für ein neu zu formierendes Museum für europäische Völkerkunde zu nutzen. Die Räume im Magazinbau des Geheimen Staatsarchivs werden für die Rückführung von vier Fünfteln der bislang im DDR-Archiv Merseburg ausgelagerten Akten benötigt. Am Ende der Fusion werden statt der bisher 28 nur 17 Museen die Sammlungen der Stiftung präsentieren. Stiftungspräsident Knopp betonte, die Entscheidung liege jetzt bei den politischen Instanzen, die Fachleute hätten ihre Vorstellungen dargelegt: »Wir haben Idealvorstellungen entwickelt, die Politik wird schon genug Wasser in den Wein gießen.« a.m./adn/dpa

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