: Keine gleichen Ellen
■ betr.: "Wird Israel zum Sündenbock?", Kommentar von Benny Peiser, taz vom 23.10.90
betr.: „Wird Israel zum Sündenbock?“, Kommentar von Benny Peiser, taz vom 23.10.90
Für Israel und Syrien gibt es keine gleichen Ellen, mit denen man sie verurteilen könnte. Ein demokratischer Rechtsstaat — Israel — ist nun mal keine blutige Diktatur. Soldaten in besetztem Gebiet, die auf steinewerfende Mobs scharf schießen, lassen sich kaum mit Soldaten, die eine marodierende Miliz morden, vergleichen. Israel ist nicht der Libanon.
Ein Staat, dessen Existenzberechtigung darin liegt, daß sein Volk jahrtausendelang verfolgt und gemordet wurde, kann nicht und darf nicht sich so verhalten, daß sie mit der autochthonen Bevölkerung so umgeht, wie es ihm selbst einmal geschah, ohne daß ernsthaft an dieser Existenzberechtigung gezweifelt wird.
Es geht im internationalen Zusammensein nicht um Gerechtigkeit — sie ist eine Utopie — es geht um das Maß mit dem man mißt, denn damit wird man gemessen. Falls die große Mehrzahl der Israelis tatsächlich der westlichen — und nicht der orientalischen — Wertegemeinschaft angehören will, muß sie sich auch weiterhin damit auseinandersetzen, daß „wir“ bei ihnen nicht tolerieren, was bei blutrünstigen Potentaten selbstverständlich ist. Jürgen Schilling, Berlin
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