Kuhmilch wird auf Dioxin getestet

■ Sinneswandel im Umwelressort / 20 MVA-nahe Kühe als Testtiere

Milch von Kühen, die in der Nähe der Bremer Müllverbrennungsanlage weiden, wird im kommenden Jahr auf Dioxingehalt untersucht. Dies geht aus einem Brief hervor, den das Umweltressort vor vierzehn Tagen an das Ortsamt Horn-Lehe verschickt hat. Dort heißt es: „Es ist geplant, in Zusammenarbeit mit dem Senator für Gesundheit im nächsten Jahr ein Dioxin-Meßprogramm für Boden, Nutzpflanzen und Milch in der Umgebung der MVA-Bremen durchzuführen.“

Damit hat das Umweltressort innerhalb von zwei Monaten seine Meinung komplett geändert. Noch im August hatte Umweltsenatorin Eva-Maria Lemke- Schulte in einem Schreiben an das Horner Beiratsmitglied Ulrich Barth die Notwendigkeit einer solchen Untersuchung glatt abgestritten. In dem Brief der Senatorin hieß es damals: „Messungen an der MVA Bremen wären geboten, wenn dort eine neue Anlage errichtet werden sollte. Wie Sie sicherlich wissen, ist jedoch das genaue Gegenteil beabsichtigt, nämlich die Stillegung der Anlage zum schnellstmöglichen Zeitpunkt. Insofern sind die Mittel für sehr aufwendige Dioxinmessungen sicherlich in den laufenden Maßnahmen zur Rauchgasreinigung besser angelegt.“ Vorliegende Stichprobenmessungen in Milch aus der Umgebung der Verbrennungsanlagen Bremen und Bremerhaven stütze die Auffassung, daß weitere Messungen derzeit nicht geboten seien.

Zu dem Sinneswandel im Umweltressort wird auch die deutliche Haltung von Gesundheitssenatorin Vera Rüdiger beigetragen haben. Die Gesundheitssenatorin hatte deutlich gemacht, daß sie ein Meßprogramm für unbedingt erforderlich hält. Deren Sprecherin Helga Loest meinte gestern zum Sinneswandel im Umweltressort: „Die Gesundheitssenatorin ist sehr froh, daß unsere Bedenken auf Verständnis gestoßen sind.“ Der Verdacht, daß durch die nahegelegenen Dioxin-Emittentin MVA auch die Milch der im Blockland weidenden Kühe belastet werden könne, sei so naheliegend, daß durch ein Meßprogramm Klarheit geschaffen werden müsse.

Insgesamt soll die Milch von 20 Kühen untersucht werden. Die Befürchtungen der Gesundheitsbehörde gehen dahin, daß Bauern, die diese Milch für den Hausgebrauch benutzen, gesundheitliche Schäden erleiden könnten. Mit den Untersuchungen von Boden- und Grasproben sollen parallel dazu die Wege des Dioxins in die Milch untersucht werden. Die Messungen sollen im Frühjahr des kommenden Jahres durchgeführt werden.

hbk