: Auch Argentinien kritisiert Brüssel
■ Außenminister: EG-Subventionen „anachronistisch“/ Italien will weiter vermitteln
Brasilia/Bonn/Genf (afp/ap) — Brasiliens Präsident Fernando Collor de Mello hat sich am Montag in Brasilien besorgt über den Stand der Freihandelsverhandlungen der Uruguay-Runde im Rahmen des Allgemeinen Zoll- und Handelsabkommens (Gatt) geäußert. Es sei beunruhigend, wenn sich Industriestaaten, die für den Freihandel auf der Welt besser gerüstet seien als die Entwicklungsländer, gegen den Abbau von Subventionen in einem so wichtigen Bereich wie der Landwirtschaft aussprechen würden, sagte der Staatschef.
In Bonn hat der argentinische Außenminister Domingo Cavallo die Haltung der EG bei den Gatt-Verhandlungen erneut scharf kritisiert. Es sei anachronistisch, wenn sich Lateinamerika dem Weltmarkt öffne, die EG aber mit hohen Subventionen und Restriktionen auf dem Gebiet der Landwirtschaft den Welthandel massiv behindere, sagte Cavallo nach einem Gespräch mit Bundesaußenminister Genscher.
In Genf erklärte der Schweizer Gatt-Unterhändler David de Pury, nur wenn sich die EG in diesem Punkt bewege, könnten die Verhandlungen noch positiv abgeschlossen werden. Eine Verlängerung der Uruguay- Runde, die Anfang Dezember in Brüssel abgeschlossen werden soll, würde die Erfolgsaussichten nicht verbessern, sagte de Pury. In Rom erklärte ein Regierungssprecher, daß Italiens Außenhandelsminister Ruggiero mit Landwirtschaftsminister Sacomandi in den EG-Hauptstädten nach Kompromißlösungen suchen werde, bevor die Verhandlungen innerhalb der EG am kommenden Montag fortgesetzt würden (siehe Bericht oben). Ein erstes Gespräch sollte am Dienstag in Bonn geführt werden. Die Mission ist das Ergebnis intensiver Gespräche, die Ruggiero und Saccomandi am Montag mit EG-Kommissionspräsident Delors über die Frage der strittigen Argrarsubventionen geführt hatten.
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