: Umweltfreundlich, streßfrei, billig
■ Projekt „StadtAuto“ nahm seinen Betrieb auf / Acht teilen sich ein Auto
Rund zwei Dutzend der 32 Mitglieder von „StadtAuto“ feierten am Samstag morgen am Brommy- Platz den Start ihres Projektes: Mit Sekt in Strömen. Die 32 „StadtAuto“-Mitglieder feierten den Umstand, daß sie sich ab sofort vier Autos teilen, die auf festen Parkplätzen in den Stadtteilen Peterswerder, Neustadt, Steintor und Findorff auf sie warten. 16 der 32 Mitglieder schaffen dafür ihr eigenes Auto ab (so die vertraglich festgelegte Pflicht bei „StadtAuto“), die anderen hatten kein eigenes Fahrzeug. Damit verpesten also demnächst 12 Autos weniger die Stadt.
Dies ist nur der Anfang eines wachsenden Carpools, der immer mehr BremerInnen mit einem Fahrzeug auf Zeit versorgen will. Dafür zahlt die AutofahrerIn 1.000 Mark Kaution bei Eintritt in den Verein und festgelegte Gebühren pro Fahrt. 30 weitere InteressentInnen warten darauf, daß in ihrem Stadtteil auch ein „StadtAuto“ angeschafft wird.
Die „StadtAuto“-Mitglieder schwärmten am Sonnabend morgen in den höchsten Tönen von ihrer eingeschränkt motorisierten Zukunft. „Ich brauche das Auto nur, wenn ich raus zu Freunden aufs Land fahre“, berichtet einer, „beispielsweise nach Fischerhude, Worpswede, Thedinghausen“. Ein anderer will sich das Auto leihen, um zu Wochenendseminaren zu fahren: „Dafür gibt es den günstigen Wochenendtarif.“ Aber eigentlich ist der Preis kein Thema für die begeisterten UmweltschützerInnen, denn billiger, umweltfreundlicher und streßfreier als der eigene Wagen ist „StadtAuto“ ohnehin. Einer, der sein Auto verkauft hat: „Mein eigener Wagen hat mich 600 Mark im Monat gekostet. Auf so eine Summe kann man mit StadtAuto gar nicht kommen. Laß es 200 Mark im Monat kosten." Eine ältere Frau aus Walle muß noch warten. Ihren kaputten Wagen läßt sie nicht mehr reparieren, bis es in Walle ein „Stadtauto“ gibt. „Ich werde damit meinen Sohn besuchen, zum Friedhof fahren, die Sprudelkiste nach Hause transportieren.“
Das Stadt-und Polizeiamt setzte sich dafür ein, stadteigene Parkplätze für die Autos zu finden, und die Umweltbehörde spendierte 17.000 Mark für Öffentlichkeitsarbeit und EDV.
Erfahrungen mit ähnlichen Projekten in Basel und Berlin haben gezeigt, daß bei einem Verhältnis von acht Mitgliedern pro Auto die Carpool-BenutzerInnen mit über 80 Prozent Wahrscheinlichkeit immer dann einen PKW zur Verfügung haben, wenn sie ihn tatsächlich benötigen. Diese Chance wächst natürlich mit der Zahl von Pool-Autos und BenutzerInnen. bear
StadtAuto, Projekt im Verein ÖkoStadt Bremen, Lagerhaus Schildstraße, Telefon 0421/701461.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen