: Waldschäden steigen
■ In der Ex-DDR ist doppelt soviel Wald geschädigt wie im Westen/ Zustandsbericht ist unvollständig
Bonn (ap) — Die Waldschäden haben in der bisherigen Bundesrepublik weiter zugenommen und sind der ehemaligen DDR sogar doppelt so hoch wie in Westdeutschland. Zu diesem Ergebnis kommt der Waldzustandsbericht 1990 von Landwirtschaftsminister Ignaz Kiechle, den das Bundeskabinett am Mittwoch verabschiedete. Kiechle führte die Schäden auf die zu hohe Luftverschmutzung und die Trockenheit im Sommer zurück und forderte Maßnahmen zur Reduzierung der Schadstoffbelastung. Verbesserungen seien vor allem im Verkehrsbereich notwendig, aus dem immer noch die Hälfte der Stickstoffoxidemissionen stammten. Wegen der schweren Sturmschäden ist der Waldzustandsbericht unvollständig.
Nach der Länderübersicht ergab sich 1990 in Niedersachen eine Zunahme der deutlichen Schäden um vier auf 17 Prozent gegenüber 1989, in Nordrhein-Westfalen um 2,7 auf 12,7 Prozent und in Hessen um zwei auf 19 Prozent. Rückgänge ergaben sich unter anderem in Schleswig- Holstein, Baden-Württemberg und den Stadtstaaten Bremen und Berlin.
In den fünf neuen Bundesländern, wo die Schadenserhebung erstmals nach der in der Bundesrepublik üblichen Methodik vorgenommen worden ist, weisen 35,9 Prozent des Waldes deutliche Schäden auf. Der Zustand der Eichen und Buchen sei besorgniserregend, sagte Kiechle.
Mit 52,3 Prozent deutlich geschädigter Waldfläche ist die Situation in Sachsen-Anhalt am schlechtesten. Für Mecklenburg-Vorpommern weist der Zustandbericht 39,7, für Thüringen 33,7, für Sachsen 25,3 und für Brandenburg 24,2 Prozent deutliche Schäden auf.
Kiechle sagte, in der bisherigen Bundesrepublik sei der Trend des Anstieges der Stickoxide zwar seit 1986 gebrochen. Dennoch seien weitere Maßnahmen im Verkehrsbereich zu ihrer Reduzierung erforderlich. Ein Tempolimit auf den Autobahnen befürwortete der CSU-Politiker nicht, plädierte aber dafür, mehr Güter mit der Bahn statt mit Lastwagen zu transportieren. Ferner sollten Autos mit hohem Schadstoffausstoß aus dem Verkehr gezogen, der Katalysator europaweit zur Pflicht werden und die Autoindustrie mehr umweltfreundiche Autos mit geringerem Kraftstoffverbrauch anbieten.
In Reaktionen auf den Waldzustandsbericht forderten Natur- und Waldschutzverbände vor allem Maßnahmen zur Eindämmung des Autoverkehrs.
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