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Friedensbewegung zieht zum Golf

■ Internationale Gruppen bereiten sich auf Irak-Reise vor

Berlin (taz) — Während die USA ihre Truppen am Golf verstärken und die Bundeswehrführung in den Startlöchern scharrt, bereiten sich zur Zeit auch ganz andere auf ihren Einsatz am Golf vor. So wollen ab heute rund fünfzig Pazifisten in der irakischen Hauptstadt Bagdad ein „Friedenscamp“ aufschlagen. Dies werde aus Solidarität mit dem irakischen Volk geschehen, sagte eine Sprecherin der Gruppe, deren Mitglieder unter anderem aus den USA, Italien und der Sowjetunion kommen. Der ehemalige dänische Regierungschef Anker Jörgensen werde das Camp gemeinsam mit dem ehemaligen US- Justizminister Ramsey Clarck besuchen. Beide Politiker befinden sich derzeit auf Einladung der irakischen Regierung in Bagdad.

Vor allem christlich orientierte Friedensgruppen aus verschiedenen Staaten planen zur Zeit, mit ständigen Abordnungen im Irak präsent zu sein. Ebenfalls in dieser Woche werden sechs bis acht Mitglieder aus der Bundesrepublik und den Niederlanden, die sich aus friedenspolitischen und gewaltfreien Zusammenhängen kennen, nach Bagdad reisen. Am Wochenende wollten sie sich im internationalen menonitischen Zentrum bei Heidelberg auf ihren Einsatz vorbereiten, bei dem es erst einmal darum gehen soll, die Lage zu sondieren und Anknüpfungspunkte für friedenspolitische Aktivitäten im Irak zu suchen. Nach anfänglichem Widerstand hat diese erste Delegation inzwischen den Segen von Sadam Hussein. Die vorwiegend aus christlich-orientierten Mitgliedern bestehende Gruppe erhielt eine Einreisegenehmigung und der Irak bot sogar die Übernahme der Flugkosten an, was die Friedensbewegten jedoch dankend ablehnten und lieber die Spendenkasse bemühten. Die wohl umstrittenste Idee dieser Gruppe: einige Mitglieder wollen sich als Austausch für die noch festgehaltenen Geiseln anbieten (siehe Interview).

Doch nicht nur dieses Austauschangebot ist in der Friedensbewegung und bei Nahost-Experten umstritten, sondern die Entsendung von Friedensdelegationen überhaupt. Fraglich nämlich ist, ob es den ausländischen Gruppen gelingen wird, die erhofften Kontakte zur irakischen Bevölkerung aufzunehmen. Der Einsatz sei sehr risikoreich und friedenspolitisch faktisch bedeutungslos, meint zum Beispiel der Journalist und Dritte-Welt Berater der Grünen, Jochen Hippler.

Zahlreiche internationale Gruppen bereiten sich auf eine Irakreise vor. Die englischsprachige Zeitschrift 'Peace News‘ berichtet in ihrer November-Nummer gleich über eine ganze Reihe von Aktivitäten: In Großbritannien will eine Gruppe in den Golf fahren und dort ein Friedenscamp errichten. Eine italienische und zwei US-amerikanische Gruppen sind bereits im Oktober in den Irak gereist. In den Niederlanden und in Spanien werden zur Zeit „Friedensschiffe“ vorbereitet.

Währenddessen ruft in der Bundesrepublik ein breites Bündnis aus verschiedenen Gruppen der Friedensbewegung für den 24. November zu einer Großdemonstration in Bonn auf. Unter dem Motto: „Stoppt den Krieg am Golf — Kein Blut für Öl“ soll sich dabei um 13 Uhr eine Menschenkette vor dem Kanzleramt formieren. Die Forderungen, die dabei den sicher im Wochenende weilenden Politikern überbracht werden sollen, lauten: „Keine deutschen Soldaten an den Golf!“, „Verbot von Rüstungsexporten“ und „Selbstbestimmung für Kuwait“. Ve.

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