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Altautos gehören nicht in den Ofen

■ Öko-Institut ermuntert Minister Töpfer, bei Pkw-Verschrottung nicht schlappzumachen

Berlin (taz) — Das Darmstädter Öko-Institut hat den Bonner Umweltminister Töpfer ermuntert, bei der geplanten Rücknahmepflicht für Altautos konsequenter zur Sache zu gehen. Prinzipiell begrüßt das Institut den Vorstoß Töpfers, die Autohersteller zur Rücknahme und Entsorgung zu zwingen. Allerdings sei der Bonner Minister, so der Darmstädter Abfallexperte Christoph Ewen gestern zur taz, „auf halber Strecke stehengeblieben“. Beim Töpfer-Plan bestehe die Gefahr, daß die Hersteller künftig das erledigen, was bisher die Schrotthändler getan hätten, „ohne daß sich an der desolaten Altautoentsorgung etwas ändert“.

Wenn sich die Verantwortlichkeit der Hersteller darin erschöpfe, die Rückstände nach der Shredderung, also ein Gemisch aus Kunststoff-, Textil-, Gummi- und Glasresten, in eigener Regie zu verbrennen oder zu deponieren, so helfe dieser Schritt wenig. Das Darmstädter Institut verlangt Recycling und vollständige Wiederverwertung der Altautos und ein ausdrückliches Verbot der Verbrennung. Schon in der Produktion müßten schadstoffarme Materialien eingesetzt werden und „die Verwertbarkeit volle Berücksichtigung erfahren“. Vor der Shredderung müsse die Demontage wiederverwertbarer Teile stehen. Grundsätzlich sei auch gegen den Gebrauch von mehr Kunststoffen im Auto nichts einzuwenden, so Ewen, wenn diese nur wiederverwertet würden.

Das Darmstädter Institut wies auf die „heftige Gegenwehr“ der Autoindustrie hin, die beim Hearing zu der geplanten Verordnung vergangene Woche in Bonn deutlich geworden sei. Als Strategie wolle die Branche offenbar einige wenige Vorzeigewerke für Demontage und Recycling bauen und zugleich den „weitaus größten Teil“ der Shredderabfälle in billigen Verbrennungsöfen verheizen. In seiner Stellungnahme zur geplanten Rücknahmepflicht habe der Verband der Autoindustrie explizit neue Verbrennungsanlagen gefordert. Daimler-Benz entwickle ein „Total-Recycling“, bei dem die Altautos als ganzes im Stahlofen landen und der Kunststoffanteil verbrannt werde.

Verbrennung und Deponierung dürften solange nur als Ausnahme erlaubt sein, „bis die Hersteller Autos produzieren, die langlebiger und reparaturfreundlicher sind und deren Teile wiederverwertbar oder zumindest recyclingfähig sind“, verlangen die Darmstädter Wissenschaftler. Schon heute sei es möglich, innerhalb von 20 Minuten etwa 30 Kilo Kunststoff aus einem Altauto auszubauen. Diese Demontage müsse in Zukunft in Demontagehallen stattfinden, die direkt neben den Montagehallen stehen sollten. -man-

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