: Vehikel für einzelne Gruppeninteressen
■ betr.: "Kämpfen fällt den Grünen schwer", taz vom 8.11.90
betr.: „Kämpfen fällt den Grünen schwer“, taz vom 8.11.90
Was sollen bitte diese ewigen nachsichtigen, abmildernden, abwägenden Artikel über die Grünen in der taz? [...] Fragt euch bloß mal, ob ihr der Sache damit eher helft oder aber ihr schadet. Bei mir jedenfalls regt sich mittlerweile nur noch Brechreiz, wenn ich wieder einmal so einen verhätschelnden Artikel betreffs Grüne in der taz finden muß. [...]
Dazu will ich feststellen, daß von mir gesehen die Grünen kaum noch einen eigenständigen Charakter darstellen (wie war das doch mit der „ökologischen Kompetenz“?), sondern fast nur noch als Vehikel für einzelne Gruppeninteressen (Frauen, Ökolibertäre, Ökosozialisten und was weiß ich noch alles) funktionieren. Partikularismus ist für diese politische Ausdrucksform das passende Fremdwort. Soweit ich sehe, gibt es bei den Grünen ausschließlich Konfliktpositionen, weil sich jede und jeder tagein-tagaus nur hinter sein eigenes Anliegen/Thema/Fachbereich klemmt und somit zwangsläufig zu weiteren Personen und Meinungen innerhalb dieser Partei in Konkurrenz tritt. Andere Positionen als die eigene werden, wenn überhaupt, nur noch unter Qualen toleriert und höchstens verbal unterstützt. [...]
Da gegensätzliche Standpunkte bei den Grünen seit Jahren in Mode sind und sich die Mitglieder, Vorständler und Berufskandidaten ständig die Haare raufen müssen, [...] bleibt für die einzelnen Personen kein noch so geringer (Spiel-)Raum übrig für die ursprüngliche Intention, mit der die Grünen als grüne Bewegung mal anfingen: Politische Aufklärung an sich und gleichzeitig Opponent zu der alltäglichen Verblödungsflut durch Werbung, Phrasengedresche und/oder Showeinlagen politischer und gesellschaftlicher Exponate. [...] Richard Detzer, München
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