: Berlin Indie Nights
■ Echt dezentral und ein bißchen multikulturell
Die Berlin Independence Days sind schon seit Wochen vorbei und über deren Sinn und Berechtigung oder gar Erfolg wird in der Fachwelt heftigst gestritten. Vielen Musikern geht das ganze Getöse um diese Messe eh am Arsch vorbei, sie arbeiten lieber für sich selbst und ihresgleichen. So auch die Berliner Band She's Hit, die an diesem Wochenende die Berlin Indie Nights mit sechs weniger bekannten und Hype-fähigen Kapellen aus Spanien, Australien und aus dieser Stadt veranstaltet.
Das Ganze hat den Segen der Weddinger Kulturförderung und findet in der Studio Bühne statt. Es handelt sich hier also um ein zumindest echt dezentrales, sowie vielleicht auch multikulturelles Untergrund-Projekt, das nicht auf Kommerz ausgerichtet ist. Vielmehr hat man den Eindruck, daß die ausrichtende Combo ihre Freunde und Lieblingsbands mal unter einer hübschen Headline versammeln wollte.
She's Hit selbst sind hier schon des öfteren gewürdigt worden, was sie in ihrem Info auch selbstbewußt zitieren. Zusammen mit Carmina Burana aus Valencia und einem special guest spielten sie schon am gestrigen Freitag. Dafür kommen Interessierte heute in den Genuß von drei weiteren sehr unterschiedlich ausgerichteten Bands.
Sacred Feat haben angeblich eine multinationale Besetzung, sind aber im Wedding zuhause. Woher die vier Mitspieler aber nun genau kommen, außer aus dunklen Kellern, wird höflich verschwiegen. Weil sie alle aus verschiedenen Ländern sind, soll bei ihrer Musik denn auch für jeden was dabei sein. Ob das für Qualität spricht?
Die haben dafür die Cyrillids, eine ebenfalls hier ansässige Garagen-Beat-Band (wer gähnt da?). Was nicht neu ist, wird bei ihnen dafür umso frischer gehalten. Das Tempo der Songs liegt im forschen Bereich, und gebremst wird, wenn, dann äußerst schroff. Die Strecke ist rauh und voller Schlaglöcher, die die Band mit rasenden Gitarren und einer jubilierenden Mundharmonika locker meistert. Für swingende Melodien reicht's dabei auch noch. Manche gewinnen den bemühten 60ern doch noch Aufregendes ab.
Die Australier Once Upon A Time haben sich Wien als Wahlheimat ausgesucht, weil zuhause niemand ihren melancholisch-garstigen Blues-Rock hören wollte. Sie orientieren sich sehr an Nick Cave oder Crime & The City Solution, die auch Down Under verließen, und für die sie schon Support Gigs absolviert haben. Der Sänger leidet, die Gitarren klagen, nur das Piano setzt hoffnungsvolle Melodieakzente. Klingt wirklich sehr europäisch ernst, und mit ihrem Namen sitzt die Band im ehrwürdigen Wien wirklich am richtigen Ort. Schwalbe
Freitag und Samstag jeweils um 20 Uhr in der Studio Bühne Berlin
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