Csernai sorgt für Schönheit

■ Der neue Hertha-Trainer, Pal Csernai, ist zwar launisch, aber immerhin recht attraktiv/ Mit Roder schönstes Männerteam der Bundesliga

Berlin. Er wirkt wie eine Mischung aus Cesar Luis Menotti und Otto Schily: Pal Csernai (57), neuer Trainer von Tabellenschlußlicht Hertha BSC, trägt mit Vorliebe feines Tuch. Am liebsten um den Hals, was ihm den Namen »Seidenpal« einbrachte. Gestern jedoch stellte er sich der Berliner Journaille, die den Nachfolger des umgänglichen Werner Fuchs mit gemischten Gefühlen entgegensah.

Denn ein Unbekannter ist der seit 22 Jahren durch die Fußballwelt tingelnde Ungar nicht: Zwischen 1979 und 1983 wurde der ehemalige ungarische Nationalspieler als Coach von Bayern München zweimal Deutscher Meister und einmal Pokalsieger. Gehen mußte er damals wegen großer Differenzen zum Publikum. Die Unrast führte ihn über Thesaloniki via Lissabon und Dortmund nach Istanbul. Die Bundesliga suchte er zuletzt im Herbst 1988 bei Eintracht Frankfurt heim. Wieder Trennung.

Kein einfacher Mensch also, für den die Hertha-Führung gar ein Ehrenwort brach. Vieles ist über seine Person in Umlauf: Er sei arrogant, unbeherrscht, launisch, unnahbar und verbohrt. Freunde scheint er nicht zu haben. Doch selbst bei seinen Feinden ist eines unbestritten: seine fußballerische Kompetenz.

Der Csernai von gestern schien auf den ersten Blick nichts mit seinem Ruf gemein zu haben: ein smarter Schönling, selbstbewußt, humorvoll, stolz und voller Tatendrang. So verkündete er, mehr Harmonie in der Mannschaft wäre die Lösung und dafür würde er sorgen. Noch nie hatte er sich reinreden lassen, und will das auch in Zukunft nicht. Neu-Manager, Reinhard Roder, kennt Csernai. Die beiden haben zusammen die Trainerlizenz erworben. Roder war es auch, der den unbequemen Ungar nach Berlin geholt hat. Gemeinsam wollen sie Hertha wieder aufpolieren, den Klassenerhalt schaffen. Ob das gelingt, ist mehr als ungewiß. Fest steht: Mit dem markigen Roder und dem eleganten Csernai hat Berlin zumindest das schönste Männerteam der Bundesliga. miß