: ...sind doch artige Jungs
■ betr.: "Wir sind doch keine Radaubrüder", "Die intelligenten Idioten", taz vom 12.11.90 (Sportseite)
betr.: „Wir sind doch keine Radaubrüder“, „Die intelligenten Idioten“,
taz vom 12.11.90 (Sportseite)
[...] Das 'Hamburger Journal‘ ließ die Hools vor der Kamera quatschen; die „ZDF-Sportschau“ gab sich richtig Mühe mit der Inszenierung der netten Schläger, und Ihr laßt sie jetzt in derselben Manier zu Wort kommen: ein Interview ohne den geringsten Versuch, das rechtsradikale Selbstverständnis der „intelligenten Idioten“ ins Kreuzfeuer zu nehmen. Was Ihr für eine Analyse der Eskalation um die Fußballstadien haltet, unterscheidet sich nur um eine Nuance Überheblichkeit von dem Gegrummel Eurer Kollegen aus den Massenblättern: Iss ja n' bißchen unbequem, was die Fans jetzt so treiben... aber sind doch artige Jungs.
[...] Eure linke Überheblichkeit ist harmlos, und was interessiert es Euch, den Bullen irgendeinen Fehler nachzuweisen?
[...] Habt Ihr vergessen, was die Hools und Skins beim WM- Endspiel, in der Nacht zum 3.Oktober und zum Beispiel seitdem fast jedes Wochenende in St.Pauli versuchten? [...] In derselben taz im Hamburgteil immerhin eine Meldung aus Quickborn: „Immer noch sind es dieselben SKinheads, die trotz mehrerer Anzeigen zumeist Jugendliche fast täglich zusammenschlagen.“ Julian Kyhl, Hamburg
Komisch, früher war vieles anders. Zum Beispiel die Fans, sie tranken viel Bier und benahmen sich auch so und sahen so aus. Heutzutage trinken sie, laut Zeitungsberichten aus Leipzig, auch viel Bier und stürmen dann in klassischen Keilformationen in Versammlungen der Bürger und reaktivieren dabei einen „deutschen Gruß“.
Ziemlich professionell, die Herren. Auch ihre Gesichter, so ungewohnt. Gebildet und strukturiert.
Neue, merkwürdige Zeiten. Hartmut Holz, Berlin
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen