Schalcks Kunstschätze abgeholt — von wem?

■ Erst jetzt wurde Einbruch in Ostberliner Villa des BND-geschützten SED-Devisenschiebers festgestellt

Berlin. Während der frühere SED- Devisenbeschaffer Schalck-Golodkowski sein Dasein unter der Obhut des Bundesnachrichtendienstes in Rottach-Egern am Tegernsee fristet, haben die Kunstschätze in seiner früheren Villa in Ost-Berlins Manetstraße unbewacht darauf gewartet, abgeholt zu werden. Und das wurden sie nun auch. Wie die Polizei bekanntgab, ist in das Haus des früheren Außenhandelsexperten der DDR eingebrochen worden. Der Bungalow in Hohenschönhausen ist seit Ende vergangenen Jahres unbewohnt; darin befanden sich edle Kostbarkeiten im Wert von ungefähr 1,5 Millionen Mark. Die waren nach Schalcks Untertauchen zwar von der Staatsanwaltschaft beschlagnahmt worden, bewacht oder aus dem Haus geschafft wurden sie jedoch nicht. Die Westberliner Staatsanwaltschaft konnte nach Aussagen der Justizsenatsverwaltung erst nach der Vereinigung den Bungalow sichern. Trotzdem wurde der Diebstahl erst am 2. November entdeckt — und gestern erst bekanntgegeben. Der Zeitpunkt des Einbruchs kann nach Angaben der Polizei bis zum April dieses Jahres zurückliegen.

Die Täter hatten leichtes Spiel, sie brauchten nur ein Kellerfenster zu zerschlagen und gelangten so in den Heizungskeller und von dort ohne Schwierigkeiten in die übrigen Räume. Dort konnten sich die Kunstliebhaber frei bedienen. Sie nahmen unter anderem Gemälde von Salvador Dali, asiatische Elfenbeinfiguren und das gute Meißner Porzellan mit: alles in allem Kunstgegenstände im Wert von mehreren hunderttausend Mark. Die wertvollsten Gemälde wurden allerdings im Haus gelassen. Sie befanden sich auf dem Dachboden des Bungalows. Die Täter verließen das Haus wieder durch die Terrassentür, die unverschlossen aufgefunden wurde.

Schon einmal war in Schalcks Landhaus in Golin eingebrochen worden. Damals entpuppten sich die vermeintlichen Einbrecher allerdings sehr schnell als Familienangehörige und Mitarbeiter des Ex-Stasi- Obersts. Wegen des öffentlichen Wirbels mußte Schalck auf die Wertsachen verzichten. lada