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68.000 Reichsbahner aufs Abstellgleis

■ Durch Personalabbau, Einstellung von Produktionen und Privatisierung muß ein Viertel der Reichsbahner gehen/ Bau der Schnellbahnstrecke Berlin-Hannover hat Priorität

Minden (dpa/vwd) — Die Deutsche Reichsbahn (DR) der ehemaligen DDR muß sich durch Personalabbau und Privatisierung ihrer weitverzweigten Betriebe gesundschrumpfen. In den nächsten fünf Jahren werden nach der Einstellung zahlreicher DR-eigener Produktionen, vom Schwellen- bis zum Waggonbau, 68.000 von insgesamt 250.000 ostdeutschen Eisenbahnern ihren Job verlieren. Dies wurde am Dienstag bei einer Veranstaltung des Verkehrsforums Bahn und des Bundesbahnzentralamtes Minden über die künftige Zusammenarbeit der beiden deutschen Staatsbahnen deutlich. Schon in den nächsten Monaten werde die „hauseigene“ Herstellung von Reise- und Güterwaggons aufgegeben. Am 1. Juli 1991 soll nach den Worten von Manfred Gürges, Hauptabteilungsleiter Wagentechnik bei der DR in Berlin, mit dem Umbau von 1.500 alten Abteilwagen zu modernen Interregio-Wagen begonnen werden, gleichzeitig wird die Deutsche Bundesbahn (DB) für die DR die Beschaffung von 1.300 Güterwaggons übernehmen. Nach den Worten von DB-Vorstandsmitglied Knut Reimers werde die künftige Zentrale der Bundesbahn aus den Standorten Frankfurt, Mainz, München und Minden (Westfalen) bestehen. Von Berlin war in diesem Zusammenhang nicht die Rede. Die Reichsbahn, so Reimers, werde sich mit ihren Organisationsstrukturen in Richtung DB verändern und beispielsweise eine Eröffnungsbilanz vorlegen. Gleichzeitig müßten die Leistungen an den westlichen Standard angepaßt werden.

Ausbau des Ost-West-Netzes

Zum Zusammenwachsen gehört laut Reimers auch die Schließung von Lücken im Ost-West-Netz. Erste Priorität habe die Schnellbahnstrecke Hannover-Berlin. Der fünf Milliarden DM teure Neubau für 200 Stundenkilometer schnelle Züge wird 1997 die Fahrzeit zwischen den beiden Städten um zwei Stunden verkürzen. Mit einem Gesamtaufwand von 7,1 Milliarden DM sollen neue Direktverbindungen Hamburg-Büchen-Berlin (bis 1997), Helmstedt-Magdeburg (1993, einschließlich Elektrifizierung und Ausbau für 160 Stundenkilometer), und Bebra-Neudietendorf bei Erfurt (1995) geschaffen werden. Knapp 50 Milliarden DM sollen die geplanten vier Hauptachsen Berlin-Nordseehäfen, Berlin-München/Stuttgart, Sachsen/Thüringen-Rhein/Ruhr und Sachsen/Thüringen-Rhein/ Main kosten.

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