: Hubbard-Sekte macht Terror
■ Schwere Vorwürfe gegen Scientology-Organisation: »Mafiaähnliche« Methoden/ Scientology: Sektenbeauftragter ließ Sektenmitglied entführen
Berlin. Die »Eltern und Betroffeneninitiative gegen psychische Abhängigkeit« (EBI) hat gestern schwere Vorwürfe gegen die Berliner Abteilung der Scientology-Sekte erhoben. So hätten Anhänger der Sekte versucht, mit »aggressiven Methoden« eine Aufklärungsveranstaltung der EBI im »Haus des Lehrers« am Alexanderplatz zu verhindern. Dort wollte die EBI über die »mafiaähnlichen Methoden« der Scientology- Organisation berichten und vor den Aktivitäten der Sekte in den fünf neuen Ländern warnen.
In einer Presseerklärung der EBI heißt es, daß die Scientologen »seit Wochen massiven Druck auf die Verwaltung des Tagungshauses« ausgeübt hätten. Der Leiter des Hauses sei persönlich bedroht und nächtelangem Telefonterror ausgesetzt worden. Trotz Hausverbots hätten sich auf der Tagung, die am vergangenen Wochenende stattfand, dann Scientology-Mitglieder »eingeschlichen«. Die Veranstalter hätten daraufhin die Polizei geholt, um sich der »aggressiven Zudringlichkeiten« der Scientologen zu erwehren. Nachdem die Sektenmitglieder — darunter auch Führungsleute — wieder verschwunden waren, hätten sowohl Namensschilder von Politikern als auch Pressemappen gefehlt, »möglicherweise wegen der Namen- und Datensammelwut der geheimdienstähnlichen Sicherheitsabteilung der Scientologen«, so EBI.
Die Sprecherin der Berliner Scientologen, Margrit Heinen, wies die Vorwürfe gegenüber der taz zurück. Man habe die Teilnehmer lediglich auf die »Religionsfreiheit« hinweisen wollen, niemanden persönlich bedroht und auch keinen »Telefonterror« veranstaltet. Mit der Veröffentlichung einer eidesstattlichen Versicherung drehte die Sekte den Spieß um. Sie wirft dem EBI- Mitglied und Sektenbeauftragten der evangelischen Kirche, Pfarrer Gandow, vor, vor zwei Jahren an der »Entführung« einer Berliner Scientologin beteiligt gewesen zu sein. Die EBI bezeichnete diese Anschuldigung als Verleumdung. Schon im Frühjahr hatte sich Gandow mit der Sekte angelegt, als sie eine »Informationsveranstaltung« in der Volkshochschule Spandau durchführen wollte. Nach Protesten der EBI wurde sie von der VHS abgesagt.
Daß es sich bei der »Scientology- Kirche« keineswegs um eine harmlose Gruppe von religiösen Spinnern handelt, sondern um einen knallhart kalkulierenden Verein von Geschäftemachern, beweisen unter anderem Überlegungen des Hamburger Senats. Der will die wirtschaftlichen Aktivitäten der rund 300.000 Mitglieder starken Organisation in der Hansestadt verbieten lassen und verwies in dieser Woche auf ein Urteil des Oberlandesgerichts Düsseldorf. Das hatte der Scientology-Niederlassung die Eintragung in das Vereinsregister verweigert, weil es sich bei ihr »um ein auf Gewinnerzielung bedachtes Wirtschaftsunternehmen« handele.
Die von dem US-amerikanischen Science-fiction-Autor Ron Hubbard gegründete Sekte war in den vergangenen zwölf Monaten vor allem auf dem Gebiet der fünf neuen Länder sehr aktiv. Scientology macht nach Untersuchungen von Experten Umsätze in Milliardenhöhe. ccm
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