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Gedämpfter Fluglärm in Bremen

Bremen (taz) — Mit einem bundesweit einmaligen Kompromiß hat der Bremer Senat gestern alle Klagen gegen die Erweiterung des innerstädtischen Verkehrsflughafens erledigt. Die Bremer Start- und Landebahn wird jetzt um 600 auf 2.634 Meter verlängert. Als „großen Erfolg“ feierte gestern der Anwalt der Kläger gegen die Startbahnverlängerung, Axel Adamietz, den Kompromiß. Wesentlicher Punkt ist darin die Festschreibung einer „Fluglärmkontur“. Damit darf im direkten Umkreis des Bremer Flughafens eine jährliche Schallobergrenze von 68 dB (A) nicht mehr überschritten werden. Mehr Starts und Landungen können nach Erreichen dieser Grenze nur noch genehmigt werden, wenn gleichzeitig laute durch leisere Flugzeuge ersetzt werden.

Vor dem Kompromiß mußten die Bremer Flughafenanwohner 1995 mit rund 130.000 Starts und Landungen rechnen (Stand 1989: 56.000). Durch die enge Fluglärmkontur sind nun selbst bei Einsatz moderner leiserer Flugzeuge 1995 nur noch rund 100.000 Flugbewegungen zulässig.

Weitere Besonderheit des Bremer Flughafens: 600 Meter der Piste bleiben für den normalen Flugbetrieb gesperrt. Sie wurden lediglich für die „Deutsche Airbus GmbH“ gebaut, damit die in Bremen produzierten Flügel für den A 330/340 per Flugzeug zur Endmontage nach Toulouse gebracht werden können. Auch diese Nutzungseinschränkung ist in der Planfeststellung und in mehreren Verträgen mit Flughafenanwohnern und einer angrenzenden Gemeinde festgeschrieben worden.

Als „tragbaren Kompromiß zwischen Ökonomie und Ökologie“ lobten Bremens Bürgermeister Wedemeier und Anwalt Adamietz gestern übereinstimmend den Flughafen- Kompromiß. Noch am Montag hatte Wedemeier persönlich versucht, Adamietz von der Festschreibung einer Fluglärmkontur abzubringen. Und Verkehrssenator Kunick erinnerte an die jahrelangen gerichtlichen und außergerichtlichen Kämpfe um die Startbahnverlängerung in anderen Städten: „Noch nie wurde so etwas in Zeiten des Friedens und der Demokratie so schnell gemacht wie jetzt in Bremen.“ Dirk Asendorpf

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