piwik no script img

Schwierzina bleibt Bürgermeister

■ Mißtrauensantrag der PDS gegen den Ostberliner Oberbürgermeister gescheitert/ Bündnis 90 zieht Mißtrauensantrag gegen den gesamten SPD-CDU-Magistrat zurück

Rotes Rathaus. Was der Regierende Bürgermeister West, Walter Momper, noch vor sich hat, brachte sein kleiner Bruder, Oberbürgermeister Ost Tino Schwierzina, schon gestern hinter sich: Er überstand ein Mißtrauensvotum. Die PDS-Fraktion in der Ostberliner Stadtverordnetenversammlung wollte den Oberbürgermeister stürzen, weil er die politische Verantwortung für die gewaltsame Räumung der besetzten Häuser in der Mainzer Straße trage.

Zuvor hatte das Bündnis 90 einen Mißtrauensantrag gegen den gesamten SPD-CDU-Magistrat zurückgezogen. Obwohl nicht alle Abgeordneten der Regierungsparteien anwesend waren, erhielt Schwierzina 73 Stimmen der Ostberliner Parlamentarier. Die Koalition verfügt über 72 Abgeordnete. Mit Nein stimmten nur 39 ParlamentarierInnen, obwohl die PDS 42 Sitze hat. Vier Abgeordnete enthielten sich der Stimme, so zum Beispiel der Bündnis-90-Abgeordnete Uwe Lehmann. Die Fraktionen der DSU/FDP nahmen an der gestrigen Abstimmung nicht teil.

Das Bündnis 90 begründete die Rücknahme des Mißtrauensantrags damit, daß für die Lösung des Hausbesetzer- und Leerstandsproblems ein breiter, parteiübergreifender Konsens notwendig sei. »Ein solches Problem läßt sich nur politisch und nicht durch Polizeieinsatz oder Schuldzuweisungen lösen«, sagte der Abgeordnete vom Bündnis 90 Hans-Jürgen Fischbeck. Sein Fraktionskollege Uwe Lehmann fügte selbstkritisch hinzu, daß das Bündnis 90 nicht rechtzeitig vor der schleichenden Machtübernahme des Westberliner Senats in Ost-Berlin gewarnt habe. Fischbeck hofft nun, daß der Magistrat »keine Schritte zur weiteren Verschärfung der Situation unternimmt, sondern der Idee eines Räumungsmoratoriums den Vorzug gibt«. ccm

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen