: UNTERM STRICH
In Paris ist die zweite Vergaberunde von Literaturpreisen entschieden: Mit dem Prix Femina wurde die 49jährige Schriftstellerin und Englischlehrerin Pierrette Fleutiaux für ihren Roman Nous sommes tous eternels („Wir sind alle ewig“) ausgezeichnet. Der Prix Medicis ging an den 41jährigen korsischen Autor Jean-Noel Pancrazi für seinen Roman Les Quartiers d'Hiver (Das Winterquartier), einer Aids-Chronik. Mit dem Prix Medicis-Essais wurde der französische Philosoph René Girard für Shakespeare, les feux de l'envie geehrt. Girard entschlüsselt mit seiner Theorie des mimetischen Triebs „bislang verkannte Begriffe wie Begierde, Konflikt, Gewalt und Opfer bei Shakespeare“. In der Kategorie ausländische Autoren erhielt der Portugiese Vergilio Ferreira den Prix Femina- Etranger für Le Matin perdu (Der verlorene Morgen) die autobiographische Geschichte einer unglücklichen Kindheit. Der 74jährige Autor gilt mit rund 15 Romanen, drei Novellenbänden, einem Dutzend Essays sowie einem fünfbändigen Tagebuch als einer der bedeutendsten portugiesischen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts. Der Medicis-Etranger wurde dem 34jährigen Inder Amitav Ghosh für seinen ersten Roman Les feux du Bengale (Bengalische Feuer) zugesprochen, eine 1985 vollendete Erzählung aus Tausendundeiner Nacht. Als letzter der fünf großen Herbstpreise wird am 2. Dezember der Prix Interallie vergeben.
Die niederländische Autorin und Journalistin Renate Rubinstein ist mit 61 Jahren am vergangenen Freitag in Amsterdam gestorben. Renate Rubinstein hat über 25 Jahre unter dem Pseudonym „Tamar“ wöchentliche Kolumnen für die Zeitschrift 'Vrij Nederland‘ geschrieben. In Deutschland sind unter anderem ihre Bücher Immer verliebt und Sterben kann man immer noch. Notizen von einer Krankheit bei Suhrkamp erschienen.
Caspar David Friedrich, der bedeutendste Vertreter des romantischen Stils in Deutschland, wird in den USA erstmals durch eine eigene Ausstellung geehrt. Die aus neun Gemälden und elf Zeichnungen bestehende Schau ist gegenwärtig im Kunstinstitut von Chicago zu sehen. Ende Januar soll sie für zwei Monate in das Metropolitan Museum in New York kommen. Die gezeigten Werke stammen aus dem Hermitage Museum in Leningrad und dem Moskauer Puschkin-Museum, die die einzigen größeren Sammlungen von Werken Friedrichs außerhalb Deutschlands beherbergen.
Frankreichs Filmbranche hat Die Kinder des Olymp von Marcel Carne zum besten französischen Film des Jahrhunderts gewählt. Der heute 81jährige Carne hatte den Film mit Jean-Louis Barrault und Arletty in den Hauptrollen unter schwierigsten Bedingungen während der deutschen Besatzung gedreht. 1945 wurde das 190 Minuten lange Epos zum erstenmal aufgeführt. Ein Pariser Programmkino zeigt den Klassiker seit dreizehn Jahren ununterbrochen dreimal wöchentlich. Auf den zweiten Platz in der französischen Bestenliste kam Jean Renoirs Die große Illusion, dritter wurde Außer Atem von Jean-Luc Godard und vierter Goldhelm von Jean Becker.
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