: UdSSR erhält Berliner Lebensmittelvorräte
Bonn (ap/afp) —Die Sowjetunion erhält als Hilfsleistung die Berliner Senatsreserve. Bundeskanzler Helmut Kohl habe entschieden, die in der damals geteilten Stadt für den Krisenfall angelegten Lebensmittelvorräte in die Sowjetunion zu senden, berichtete Kanzlerberater Horst Teltschik gestern nach seiner Rückkehr aus der UdSSR. Ferner werde die Sowjetunion Lebensmittel und Medikamente aus Beständen der Bundeswehr und der ehemaligen Nationalen Volksarmee erhalten. Die Senatsreserve umfaßt zigtausende Tonnen von Lebensmitteln, aber auch Kohle und Gegenstände des täglichen Bedarfs, zum Beispiel Toilettenpapier. Ihr Wert wird mit 700 Millionen Mark angegeben. Die Sowjetunion hat der Bundesregierung für den Transport von Hilfslieferungen zahlreiche Erleichterungen bei den Zoll- und Grenzformalitäten zugesichert. Teltschik legte eine gemeinsame Erklärung beider Staaten vor, die am Mittwoch in Moskau unterzeichnet worden war.
Die erste deutsch-sowjetische Luftbrücke zum Transport von Lebensmittelpaketen in die UdSSR steht. Gestern landete in Hannover eine Iljuschin, die 50 Tonnen Lebensmittel für Kinderheime in der sowjetischen Hauptstadt an Bord nehmen soll. Ein erster Lkw-Konvoi des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) mit 5.000 Hilfspaketen soll am Freitag morgen Meckenheim- Merl bei Bonn verlassen.
Nach Angaben des Roten Kreuzes wird der Konvoi von 16 Helfern begleitet. Vor Ort sollen die Hilfsgüter von Gemeindeschwestern des örtlichen Roten Kreuzes vornehmlich an ältere Sowjetbürger verteilt werden, die weniger als 60 Rubel (etwa 150 Mark) Monatsrente erhalten. Für die Aktion „Helft Rußland“, die von der Hilfsorganisation CARE-Deutschland zusammen mit dem ZDF und der Ilustrierten 'Stern‘ ins Leben gerufen wurde, gingen bereits über 6,28 Millionen Mark ein. In Zusammenarbeit mit sowjetischen Kriegsveteranen hat der Reichsbund der Kriegs- und Wehrdienstopfer, Behinderten, Sozialrentner und Hinterbliebenen eine eigene Hilfsaktion für die UdSSR gestartet.
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