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Udo for President

■ Udo Jürgens ohne Maske, Mittwoch, ZDF, 20 Uhr 15

Als der öde deutsche Wahlkampf schon in seinen letzten Zügen lag, ließ das Zweite Deutsche Fernsehen einen Mann zu Worte kommen, der seit Jahrzehnten unser Leben bestimmt. Mehr als alle Politiker hat uns Udo Jürgens die Kraft zum Träumen und den Glauben an die Zukunft gegeben. Seine Lieder waren die ersten, die wir auf Vaters Plattenspieler abnudelten, wenn sich der Sonntagnachmittag dem Ende zuneigte. Dies waren Momente volkommenen Glücks. Seine sonore Stimme, sein jugendlicher Charme, sein Smoking und sein gläsernes Klavier wurden rasch zu Markenzeichen deutscher Unterhaltungskunst. Mit Songs wie Dieses ehrenwerte Haus und Aber bitte mit Sahne geißelte er rücksichtslos die trübe bundesdeutsche Wirklichkeit. Seine jahrelange Verbundenheit mit der deutschen Fußballelf brachte uns immerhin zwei Weltmeistertitel ein. Auch wenn wir mittlerweile mehr auf Bonnie Tyler und das Naabtal Duo stehen, tragen wir Udo Jürgens weiterhin im Herzen. Ja, es mehren sich sogar die Stimmen, die ihm die Rolle des deutschen Bundespräsidenten ohne weiteres zutrauen würden.

Der dargebotene Film nun beschäftigte sich mit Udos Leben und Schaffen in Form eines flackernden Videoclips. Udo mit all seinen faszinierenden Facetten. Udo im weißen Bademantel, abgekämpft und umjubelt nach dem Konzert zurück in der Umkleidekabine; Udo auf dem Massagetisch und in seiner Züricher Traumwohnung; Udo im Rolls Royce Cabrio und in aller Bescheidenheit; Udo beim Komponieren und Telefonieren. Besser hätte das 'Quick‘ auch nicht hingekriegt. Und dazwischen wurden immer wieder seine Lieder eingespielt, die fordern: „Vergiß die Liebe nicht“, die sich wünschen, „mutterseelenallein mehrheitsfähig zu sein“.

Selbstkritik ist ihm trotz aller Erfolge nicht fremd: „Ich bin kein Rocker und kein Schmalzliedsänger, sondern ich sitze zwischen den Stühlen.“ Was er vor allem auf den „modernen Klangcharakter“ seiner Lieder zurückführt und darauf, daß seine Texte „lyrisch, vielleicht sogar literarisch“ sind. Genau, Udo. Und nun, in diesen aufregenden Zeiten, packt Udo Jürgens auch die drängenden Weltprobleme an. Gegen die Porträts von Honecker und Ceausescu singt er an: „Du kannst den Sänger in Ketten legen, aber niemals sein Lied.“ Und mit seiner Komposition „zum Problem der Weltüberbevölkerung“, in der er auch den Papst und dessen Kondomverbot scharf angreift, deutet sich an, daß Udo nach dreißig Jahren im Showgeschäft allmählich in die Politik überwechselt. Warum auch nicht.

Udo Jürgens als Bundespräsident, Gunter Gabriel als Landwirtschaftsminister und Heino als Innenminister. Das Bildungsressort überlassen wir Katja Ebstein, als Schwulenbeauftragten wünschen wir uns Chris Anders, während Drafi Deuscher der richtige Mann für die Minderjährigen ist. Nicole als Verteidigungsministerin würde ausgezeichnet mit Roberto Blanco als Außenminister harmonieren. Und das deutsche Kanzlerpaar schlechthin wären selbstverständlich Marianne und Michael. Olga O'Groschen

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