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Münze locker

■ Oldenburgs Uni-Bibliothek darf Geldautomaten mit Landesgeld füttern

Nicht nur Oldenburgische LeserInnenratten dürfen sich freuen und wiehern über folgende Geschichte:

Mit einer „pragmatischen“ Entscheidung hat Niedersachsens Finanzminister Hinrich Swieter (SPD) am Dienstag einen alten bürokratischen Knoten durchschlagen. Er erlaubte der Universität Oldenburg, zwei Geldwechselautomaten in der Bibliothek mit Hartgeld aus der Landeskasse zu füttern.

Die mit 10 000 Mark Steuergeldern angeschafften Automaten sollten Uni-Angestellte entlasten, die jahrelang Scheine der wissenschaftlichen Leseratten in Hartgeld für Kopierautomaten und Schließfächer wechseln mußten. Die Automaten dienten jedoch seit Jahresfrist lediglich als Wandschmuck.

Swieters Amtsvorgängerin, Birgit Breuel (CDU), hatte es aus grundsätzlichen Überlegungen abgelehnt, sie mit Münzen aus dem Staatssäckel zu füttern. Ihre Beamten witterten unkalkulierbare Extrakosten durch Automatenknacker und klassifizierten die Münz-Erstausstattung als „totes Kapital“.

In einem umfangreichen Schriftwechsel versuchte die Universitätsverwaltung, die Landesregierung von der Genialität ihres Automatisierungs-Einfalls zu überzeugen. Vergeblich. Am Ende könne jede Behörde unter Berufung auf die Oldenburger auf die Idee kommen, Automaten zu kaufen und eine Erstausstattung mit Staatsmünzen zu verlangen, hieß es aus Hannover.

Swieter genehmigte jetzt die Münzfüllung der Automaten aus Landesmitteln mit erhobenem Zeigefinger. Er versicherte, daß sich mögliche Nachahmer nicht auf diese Entscheidung berufen könnten. Sie bleibe eine „Ausnahme“.

Die Anschaffung der Automaten, sagte Swieter, sei als eigenmächtiges Vorgehen der Uni zu „mißbilligen“. Die Hochschule habe die Landeshaushaltsordnung mißachtet, weil sie vor dem Kauf der automatischen Geldwechsler keine Genehmigung eingeholt habe.

dpa/taz

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