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Öl statt Kohl McCASH FLOW

An der Börse zählt die Erwartung eines Ereignisses und nicht sein Eintritt — das Ergebnis der Bundestagswahl konnte deshalb niemanden überraschen, es war erwartet worden. Von Euphorie konnte deshalb zum Wochenbeginn keine Rede sein, die Kurse gingen leicht nach oben, doch dies, so Beobachter auf dem Frankfurter Parkett, habe eher mit dem am Freitag stark gefallenen Ölpreis und der von den USA signalisierten Gesprächsbereitschaft im Golfkonflikt zu tun. Im vorbörslichen Telefonhandel hingegen hatte es am Montag früh noch nach einer Kohl-Hausse ausgesehen — bis zu 20 D-Mark wurden die Standardwerte heraufgesetzt. Die gute Stimmung hielt auch noch in den ersten Stunden des Börsenhandels, doch dann blieben die Anschlußaufträge aus — gegenüber dem Freitag konnte der Deutsch Aktien Index (DAX) am Ende knapp 1,5 Prozent zulegen. Sowohl Großinvestoren als auch ausländische Anleger hielten sich, so die Händler, beim Aktienkauf derzeit zurück — im Januar erwarte man Zinserhöhungen, da dann die Finanzierungskosten der Einheit langsam auf den Tisch kämen. Bis dies geklärt sei, engagiere man sich lieber in kurzfristigen Geldmarktpapieren. Die Optimisten an der deutschen Börse teilen diese Ansicht nicht: Für sie könnte durchaus eine „Jahresendrallye“ drin sein, die den DAX (von derzeit 1.460 Punkten) durchaus auf 1.600 Punkte hochtreiben könnte. Das politische Umfeld, so die Schönwetterpropheten, sei durch den Ausbau der Koalitionsmehrheit stabil und eine politische Lösung am Golf läge heute näher als noch vor einigen Wochen — damit seien die Voraussetzungen für steigende Kurse durchaus günstig. An den europäischen Börsen scheint man sich diese Meinung ebenfalls zu eigen gemacht zu haben — zum Wochenbeginn starteten alle Börsenplätze mit freundlichen bis festen Kursen.

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