Unterkunft für Deserteure gesucht

■ Aufruf will „Mut machen zu verweigern“

“Ich bin bereit, einem flüchtigen US-Soldaten zu einer Unterkunft zu verhelfen“, haben bereits 50 BremerInnen per Unterschrift erklärt. PastorInnen, JuristInnen, HochschullehrerInnen und JournalistInnen gehören zu den ErstunterzeichnerInnen eines Aufrufs der Initiative „statt Krieg“, der jetzt vorgestellt wurde.

Anlaß des Aufrufs ist die unmittelbar bevorstehende Verschiffung von 4.000 GI's aus Garlstedt an den Golf. „Wir haben Kontakt zu 15 bis 20 Soldaten, beziehungsweise deren LebenspartnerInnen, die desertieren wollen“, berichtete Rechtsanwalt und Initiativmitglied Reinhard Engel. Nachdem Länder wie Schweden bisher nicht bereit waren, fahnenflüchtige GI's aufzunehmen, will die Initiative sich verstärkt dafür einsetzen, „daß Bremen ein Zufluchtsort für desertierte US-Soldaten wird“.

Aus persönlichem Erleben ist Ludwig Baumann zur Hilfe motiviert. Der 69jährige wurde 1940 zur Wehrmacht eingezogen und desertierte 1942 in Frankreich. Er wurde gefaßt und zum Tode verurteilt. Todeszelle, KZ und Strafbataillion haben nachhaltige Spuren hinterlassen. „Ich bin damals desertiert, weil ich andere nicht umbringen und selbst leben wollte“ sagt Baumann. Politische Ablehnung des US-Golfeinsatzes, aber auch die individuelle Angst vor Krieg sind nach den Erfahrungen der Initiative auch die Motive der desertionswilligen GI's. Wegen der oft schwerwiegenden Konsequenzen der Desertion für die einzelnen Soldaten und ihre Familien gibt es ab nächster Woche Beratung aus erster Hand: fünf Pastoren aus den USA werden die deutschen Beratungsstellen unterstützen. Das Kontakttelefon ist täglich von 19 bis 21 Uhr unter 0421/381615 zu erreichen. asp