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Fahrradlinie für Potsdam

■ Verkehrsbetrieb will mit neuen Angeboten einen umweltfreundlichen Verkehrsbund realisieren/ Spezialtarif für Radler in Bus-Sonderlinie

Potsdam. Beim Potsdamer Verkehrsbetrieb denkt man schon jetzt an den nächsten Fahrradfrühling. Zunächst an Wochenenden soll ab dem Frühjahr 1991 zum günstigen Spezialtarif alle zwei Stunden eine neue Fahrrad-Bus-Sonderlinie von Spandau über Potsdam nach Werder verkehren. Die veranschlagte Fahrzeit nach Werder mit nur wenigen Zwischenstopps: 80 Minuten. Geplant ist, die Heckplattform eines Solobusses mit einfachen technischen Mitteln so umzubauen, daß pro Fahrt etwa 20 Drahtesel transportiert werden können. Doch dabei bleibt es laut den Ankündigungen nicht. Der Verkehrsbetrieb will künftig zu verkehrsärmeren Zeiten generell die Mitnahme von Fahrrädern auf der hinteren Plattform von Straßenbahnen und Bussen gestatten. Ob ein solches Angebot von den Fahrgästen angenommen wird, sollen Testläufe auf der acht Kilometer langen Strecke von Drewitz ins Potsdamer Stadtzentrum ergeben. Auf der stark befahrenen Allee-Route können sich Radler derzeit nur unter Lebensgefahr fortbewegen.

Für eine Integration des Fahrradverkehrs in den öffentlichen Nahverkehr Potsdams hatte sich vor allem die Bürgerinitiative ARGUS starkgemacht, die ein entsprechendes »Verkehrskonzept des Umdenkens« vorlegte. Mittlerweile habe die Geschäftsleitung des Potsdamer Verkehrsbetriebes »die Zeichen der Zeit verstanden«, lobte der ARGUS-Alternativplaner Volkmar Wagner. Das beginnt bei dem geänderten »Outfit« der Straßenbahnen und Busse in der vormaligen märkischen Residenzstadt. Als neuer Marketingchef des Verkehrsbetriebes ließ Wagner gleich zu Anfang von einer Westberliner Designfirma ein einheitliches Farbkonzept erarbeiten. Im Laufe der Zeit sollen alle Straßenbahnen eine andere Inneneinrichtung mit bequemeren Sitzen sowie eine elektronische Haltestellenanzeige erhalten. Dies ist freilich Zukunftsmusik. Inzwischen ist aber schon entschieden, daß die Stadt bis Ende 1991 30 neue MAN-Linienbusse in der moderneren Niederflurausführung anschafft. Da der Wagenboden an der vorderen Tür weiter abgesenkt werden kann, sind die Fahrzeuge besonders behindertenfreundlich.

Momentan wird noch untersucht, ob sich der Einsatz von Oberleitungsbussen auf weiteren Linien rentiert. Bisher gibt es nur eine sieben Kilometer lange Linie in Babelsberg. Von der Gruppe ARGUS ins Gespräch gebracht wurden auch sogenannte Duo-Busse, die innerstädtisch als O-Bus und auf den übrigen Strecken als Dieselbus fahren. Unter Umweltgesichtspunkten könnte der ausschließliche Betrieb von elektrischen Verkehrsmitteln in den dichtbesiedelten Stadtgebieten und in den Haupttouristenzentren einmal »ein Markenzeichen der künftigen Kultur- und Tourismustadt Potsdam sein«, heißt es. Offenbar ist nun auch das Bundesforschungsministerium bereit, finanzielle Zuschüsse zum Kauf der Oberleitungsbusse zu geben. Apropos Verkehrsberuhigung: Nach der Auffassung des Marketingchefs des Potsdamer Verkehrsbetriebes muß die Potsdamer Innenstadt »im Extremfall«, dem Bologneser Modell folgend, vollständig für Autos gesperrt werden, wenn sämtliche Maßnahmen zur Einschränkung des überbordenden Autoverkehrs nicht den gewünschten Effekt haben. Für die Sperrung sah Wagner jedenfalls gute Voraussetzungen: »Wir haben Stadttore hier, das Nauener, das Jäger- und das Brandenburger Tor.« Ein problemloses Fortkommen sei durch die guten Straßenbahn- und Busverbindungen durchs Potsdamer Zentrum weiter gewährleistet. Thomas Knauf

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