piwik no script img

Des Enkels Ende

■ betr.: "Des Verlierers Rache", von Petra Bornhöft (Seite 3), "Pareivorsitzender gesucht", von Tina Stadlmayer (Seite 10), taz vom 5.12.90

betr.: „Des Verlierers Rache“, von Petra Bornhöft (Seite 3),

„Parteivorsitzender gesucht“, von Tina Stadlmayer (Seite 10),

taz vom 5.12.90

Der Abgang Lafontaines — zweifelsohne ein gefundenes Fressen für KommentarschreiberInnen. Dabei fällt auf, daß keine merkt: die SPD hat nicht mit Oskar die Wahl verloren, sondern mit Willy und Konsorten. Bei der CDU ist es Tradition, die „alten Herren“ (unchristlich) gnadenlos abzuservieren. Bei der SPD spielt ihrer gleich ein ganzes Schrammelorchester von Stehgeigern, die schon so lahm sind, daß sie die Geige mit Pattex ans Kinn kleben müssen, aber geifern können sie noch. [...]

Warum hat die SPD nicht noch vor der Wahl Helmut Schmidt aus der Partei ausgeschlossen und einigen anderen einen Maulkorb verpaßt? Weil sie zu viele Alterspräsidenten hatte und keinen einzigen richtigen.

Nicht dieser Abgang ist der Fehler Oskar Lafontaines, sondern von vorneherein seine Kandidatur. Der „neue Weg“, verkörpert von einem Strohmann für eine maulende Bande von Tattergreisen. Wer sollte denn daran glauben?

Soweit zu des Enkels Ende. Und nun ein kurzer Nachruf auf den Großvater: nach wie vor der meistüberschätzte Politiker der Geschichte der Bundesrepublik (der Kniefall bestätigt die Regel). Dieser Mann hätte es in der Hand gehabt, der deutschnationalen Einigungseuphorie europäische Vernunft entgegenzusetzen, um damit anderen den „neuen Weg“ zu ebnen! Statt dessen hat er sich zu Dampflokomotivführer Kohls Trittbrettfahrer gemacht, auf einem Zug, mit dem zuletzt Kaiser Wilhelm auf dem Weg nach Holland war.

Der TGV ins neue Zeitalter muß nun warten, die Schaffner sind noch in der Ausbildung. Dr.Heinz Mundschau,

Amsterdam/Holland

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen