■ NOCH 3308 TAGE BIS ZUM JAHR 2000
: Rettet die Wale!

Die Hilfe für bedrohte Tiere nimmt manchmal recht bizarre Formen an. Dabei gilt die Formel: Je größer das zu rettende Tier, desto größer die Aufmerksamkeit der Medien. Das wiederum heißt, daß mit den armen Viechern oft eine schöne Stange Geld zu verdienen ist. Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten haben sie jetzt einen gestrandeten Zwergwal in einen maßgeschneiderten, leuchtend gelben Taucheranzug gesteckt.

Das über zwei Meter lange und 160 Kilogramm schwere Zwergwalweibchen war am 26. November bei Marathon an der Küste Floridas entdeckt worden. Der imposante Meeressäuger hatte als Folge von Austrocknung bereits Leber- und Nierenschäden davongetragen und auch an Gewicht verloren. Die den Körper umhüllende Schicht, die das Tier wärmt, begann sich bereits aufzulösen. Das in Marathon ansässige Unternehmen Fathom, das Tiefseetauchausrüstung aller Art herstellt, witterte einen lukrativen Werbe- Coup. Die Firma erklärte sich also sofort bereit, einen bunten Anzug aus Neopren für den kranken Wal herzustellen. Natürlich wurde dafür das erst einmal gerettete Tier auf den Namen „Fathom“ getauft. Inzwischen „wohnt“ der Zwergwal in einem Wasserbassin auf dem Gelände eines Motels in Marathon und soll nach mehr als einmonatiger Quarantäne in ein nahegelegenes Delphin-Forschungszentrum umziehen. Mitarbeiter des Zentrums überwachen Fathom rund um die Uhr und füttern sie von Hand. Um neuerliches Austrocknen zu verhindern, werden täglich mehrere Liter Wasser in den Magen des Tieres gepumpt. Lynnne Calero, leitende Veterinärin des Forschungszentrums, ist mit den bisherigen Fortschritten ihres Schützlings zufrieden, sie bleibt jedoch skeptisch. Fathom sei zwar ausgesprochen lebhaft und fühle sich anscheinend in ihrem Bassin wohl, trotzdem sei der Wal noch längst nicht über den Berg. Ihres Wissens hat kein Zwergwal dieser Art länger als vier Monate in Gefangenschaft überlebt.

In Ajaccio, Hauptstadt der Insel Korsika und Geburtsort Napoleons, haben sie Ärger mit einem toten Wal. Im Golf von Ajaccio treibt der stark verweste Kadaver eines 20 Meter langen und 20 Tonnen schweren Wals auf den dortigen Yachthafen zu. Wenn es um die Bedrohung ihrer Küste geht, fackeln die Korsen nicht lange. Sie schalteten das Militär ein. Die französische Marine soll den toten Riesen auf die offene See hinaus schleppen, mit Sprengstoff in die Luft jagen und damit das stinkende Problem aus der Welt schaffen. Karl Wegmann