BUNSENBRENNER: Gummibärchengefahr
■ Wie Prominente ihren Cholesterinspiegel in normalen Grenzen halten
Nach seinem letzten Krankenhausaufenthalt stand für ihn felsenfest: Maßhalten beim Essen. Und so mußten zuerst seine heißgeliebten Gummibärchen aus dem Büro verschwinden. Die Versuchung zu naschen, ist offenbar zu groß. Auch auf sein Lieblingsdessert, „Rote Grütze“, muß er verzichten. Der Grund für diesen plötzlichen Gesinnungswandel des Außenministers Hans-Dietrich Genscher liegt zum einen schon rein optisch auf der Hand: sein Gewicht und sein zu hoher Cholesterinspiegel.
Wie bis vor kurzem der Außenminister nehmen die meisten Deutschen die Gefahren eines zu hohen Cholesterinspiegels auf die leichte Schulter. Cholesterin lagert sich an den Wänden der Arterien ab und kann dadurch Herzinfarkte, Schlaganfälle sowie Durchblutungsstörungen auslösen. Schon durch eine einfache Behandlung könnten etwa 15.000 Infarkte jährlich vermieden werden, schätzt Gerd Assmann von der Uniklinik Münster. Meist genüge auch schon eine einfache Diät.
Auch mit Sport läßt sich die Produktion schädlicher Cholesterinanteile drosseln. Für die Tennisasse Steffi Graf und Boris Becker ist eine Überdosis des als Nähr- und Aufbaustoffes für Zellen im Blut enthaltenen Cholesterins kein Thema. Ihre Werte seien angeblich ideal, schwärmt Joseph Keul, sportmedizinischer Betreuer der beiden Profis.
Den Grund dafür sieht er nicht nur in ihrem enormen Laufpensum während der Turniere. Die beiden bevorzugen Fisch und schlagen um Fleisch und Fett möglichst einen großen Bogen. Aber Ballaststoffe, wie Haferflocken und Getreide auf ihrem Speiseplan seien ein weiterer Grund für die Topform seiner Schützlinge.
Wer nicht unbedingt auf die Weltrangliste will, kann sich mit einem kurzen Trainingsprogramm gegen eine Überdosis Cholesterin wappnen. Keul rät dreimal in der Woche jeweils vierzig Minuten zu laufen, Fahrrad zu fahren oder zu schwimmen. Das schützt den Körper bei gesunder Ernährung gegen zu viel Fett im Blut.
Auch auf ein Gläschen Wein müssen wir nicht verzichten. Gegen einen Viertel Liter hat auch Keul nichts einzuwenden. Alkohol in normalen Mengen genossen, habe keinen Einfluß auf den Cholesterinspiegel. Für Genscher ist Alkohol zwar weitgehend tabu, aber ein frisch gezapftes Bier läßt er sich gern einmal schmecken.
Wie anderswo gegen zu viel Cholesterin zu Felde gezogen wird, zeigt ein Blick über den Atlantik. In den Vereinigten Staaten flimmern schon lange Fernsehspots, die vor falscher Ernährung und zu wenig Bewegung warnen. Die Bildschirmaufklärung hat offensichtlich Erfolg, denn die Anzahl der Herzinfarkte ist in den USA in den letzten Jahren deutlich zurückgegangen. rpa/taz
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