8.000 Jahre frisch

■ Mineralwasser aus Lesumer Molkerei

Die BremerInnen beziehen zwar ihr Leitungswasser aus dem Harz oder aus Verden, das Tafelwasser sprudelt jedoch seit November aus eigenem Bremer Brunnen: „Lesumer Urquelle“ heißt das kostbare Naß, das auf dem Gelände der Molkerei-Union Lesum/Schwanewede entdeckt wurde.

Die Molkerei ließ von einigen Jahren nach Grundwasser für die Reinigung und Kühlung im Betrieb bohren. Was dabei zutage plätscherte, war jedoch nach ersten Labortests als Waschwasser völlig ungeeignet, als Mineralbrunnen aber Spitze.

Nach Auskunft von Geologen ruhte das Wasser seit 8.000 Jahren unter der Erde. Während oberirdisch Atomkatastrophen, Kohlenmonoxyd und Kunst- und anderer Dünger die Umwelt verpesteten, wurde die unterirdische Quelle von einer dicken „Lauenburger Tonschicht“ in urzeitlicher Reinheit konserviert, prädestiniert als gesundes Labsal für Alt und Jung.

Nun füllt eine Molkerei aber für gewöhnlich Milch auf Flaschen und nicht Wasser. Die Lesumer waren jedoch so begeistert von dem Fund, daß sie eine Tochtergesellschaft, die „Bremer Schweiz“ in die Welt setzten und sich ins Mineralwassergeschäft einmischten — allerdings mit norddeutscher Bedächtigkeit. Zuerst ließen die Molkereigesellschafter mal prüfen, ob sich das Geschäft auch lohnt.

Geologische Untersuchungen bestätigten, daß der nasse Schatz sich keineswegs in einer kleinen Pfütze erschöpft, sondern bei Förderung von 1.000.000 Liter pro Jahr schier unendlich sprudelt. Zu diesem Glück kam noch ein weiteres: eine gebrauchte Flaschenabfüllanlage ließ sich günstig erwerben. Nun fehlten nur noch die Flaschen, und die waren seit der Ostexpansion von Westbrause jeder Art knapp. Aber nach Aufnahme in den Verband der Sprudelhersteller hängt die „Bremer Schweiz“ am Mehrwegflaschennetz.

Seit Mitte November werden stündlich 8.000 der 0,75 Liter- Flaschen abgefüllt. „Die Aufnahme ist überwältigend“, strahlt Verkaufsleiter Bernd Geisler förmlich durchs Telefon. Über das Liefernetz der Molkerei, in der Gastronomie und immer stärker auch in den Einkaufsmärkten wird die „Lesumer Urquelle“ für einen empfohlenen Preis von sechs Mark pro Kiste (mit zwölf Flaschen) angeboten.

Wer die natrium- und kohlensäurearme „Quelle“ noch nicht vor der Haustür hat, kann sie bei der Molkerei bestellen oder auch selbst abholen. Wer weiß, vielleicht geht bald nicht nur Gerstensaft, sondern auch Mineralwasser von Bremen in alle Welt.

asp