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Praktische Hilfe für Thailänderinnen

■ Bislang einzige Modellberatungsstelle „Ban Ying“ für südostasiatische Frauen im Wedding eröffnet/ Sprachkurse, Alphabetisierungskurse, rechtliche Hilfe und Lebenstraining stehen im Mittelpunkt

Berlin. Gestern stellte der Trägerverein „Ban Ying“ („Haus der Frauen“) seine neue und bislang in Berlin einzige Modellberatungsstelle für Frauen aus Südostasien vor. Vor einem Jahr eröffnete Ban Ying schon eine Zufluchtswohnung für Thailänderinnen und Filipinas. Aus den Erfahrungen in der Zufluchtswohnung und aus unterschiedlichen Arbeiten mit ostasiatischen Frauen kristallisierten sich dann drei Schwerpunkte heraus, die das Konzept der Modellberatung im Wedding bestimmen: Beratung, Unterstützung, Öffentlichkeitsarbeit, Koordination und Brückenschlag, also Vernetzung.

Bei Ban Ying sollen Sprachkurse, Alphabetisierungskurse, rechtliche Beratung, Hilfe bei Wohnungssuche und Lebenstraining im Mittelpunkt der beratenden Tätigkeit des Zentrums stehen. Lebenstraining heißt hier: den Berliner Alltag zu überleben, ohne die kulturelle Identität leugnen zu müssen. Zur Öffentlichkeitsarbeit gehört auch ein anderer Umgang von öffentlichen Stellen mit den Frauen aus Thailand und von den Philippinen. Sozialarbeiter und Erziehungsberatungsstellen müssen sensibilisiert werden für die kulturell bedingte andere Ausdrucksform der Frauen. So zum Beispiel das Lächeln der Frauen, daß allzuoft nicht in den kulturellen Kontext gestellt wird, sondern als Desinteresse oder Unmündigkeit gewertet wird. Zur Öffentlichkeitsarbeit zählt für Ban Ying auch die Zusammenarbeit und Koordinierung mit anderen deutschen Beratungsstellen wie z.B. der „Agisra“-Gruppen in Frankfurt. Es soll nicht nur um eine Perspektive der Frauen in ihrem Herkunftsland gehen, sondern eben auch um die Frauen, die nicht zurück wollen und versuchen, sich hier ein eigenständiges Dasein, unabhängig von Ehemann oder Prostitution, aufzubauen. Das aber genau diese Frauen besonders im nächsten Jahr durch das Ausländergesetz noch mehr Probleme bekommen werden, da sie dann um ein eigenständiges Aufenthaltsrecht kämpfen müssen, erschwert natürlich auch die Arbeit der Beratungsstelle, vor allem aber der Zufluchtswohnung von Ban Ying.

Der letzte zentrale Punkt im Konzept des Modells ist die Brückenschlagung, die weiterreichende Vernetzung: zunächst durch die Zusammenarbeit mit den Frauengruppen in den ostasiatischen Ländern, dann durch eine Zusammenarbeit mit europäischen und außereuropäischen entwicklungspolitischen Stellen, damit die Finanzierung der Projekte in den ostasiatischen Ländern erreicht werden kann.

Im Januar beginnt das Projekt, das fürs erste Jahr noch vom alten Frauen- und Familiensenat finanziert wird, mit seiner Arbeit. Alle Frauen, die dort arbeiten werden, von der Wissenschaftlerin zur Sozialarbeiterin, sind schon länger mit der Problematik der ostasiatischen Frauen in der BRD und deren Heimatländern vertraut. Anette Weber

Modellberatungsstelle Ban Ying, Burgsdorfstraße 1, 1-65.

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