: Sprachführer... bitte zurücklehnen
SPRACHFÜHRER...
Wer ein Land bereist, dessen Sprache er nicht spricht, hat es manchmal schwer, sich verständlich zu machen.“ Mit dieser schon fast genialen Erkenntnis am Anfang des Vorworts begründet der Hayit-Verlag die Herausgabe einer neuen Reihe von Reisesprachführern. Nun gibt es ja als Alternative zu Langenscheidt/Polyglott seit ein paar Jahren schon die originell konzipierten Kauderwelsch-Sprechführer vom Peter- Rump-Verlag. Was also ist das Besondere an den Hayit-Sprachführern?
Als erstes fällt der vierfarbige Druck des Titelbilds auf (Straßencafé-Szene mit einem deutschen Touristen im Vordergrund), was sich auch im Buch selbst fortsetzt. Da gibt es etwa im Kapitel „Sehenswürdigkeiten“ ein Foto der auf dem Montmartre über Paris thronenden Kirche Sacré-Coeur — mit dem erhellenden Kommentar: „Sacré Coeur thront hoch oben auf dem Montmartre über Paris“. Die übrigen Fotos sind von ähnlicher Originalität.
Zielgruppe des Sprachführers sind offensichtlich Durchschnittstouristen, die ohne jegliche Französischkenntnisse nach Frankreich reisen. Für diese ist dann die Grammatik in der Einführung so weit vereinfacht, daß sie schon zum Teil verfälscht ist. So wird als obligatorische Form der Zukunft das mit „aller“ (gehen) gebildete Futur hingestellt, was nicht einmal einfacher ist als die normale mit der Futur-Endung. Statt der inzwischen in allen Schulbüchern verwendeten internationalen Lautschrift sind die Wörter und Sätze in eine „vereinfachte Lautschrift“ übersetzt, die ebenso gewöhnungsbedürftig, dafür aber weniger genau ist.
Der Hauptteil des Sprachführers ist gegliedert, wie man es kennt: zuerst „das Wichtigste in Kürze“, dann Themenbereiche von „Reise und Fortbewegung“ bis „Gesundheit“. In letzterem ist auch eines der (wenigen!) neuen Wörter, durch die sich das Buch nach Angaben des Verlags von Polyglott u.ä. unterscheidet: Aids heißt auf französisch Sida. Die anderen sind préservatif und sans plomb. Im Abschnitt „Mit dem Auto“ findet man beim Werkzeug zwischen Abschleppseil und Zange auch Leim, Nagel und Schere. Ähnlich schlampig bis fehlerhaft wie die Zusammenstellung der Wörter sind auch Übersetzungen und Orthographie — und das trotz der Mitarbeit einer Französin. Positiv anzumerken ist der unter der Zehn- Mark-Schallgrenze liegende niedrige Preis — allerdings nur absolut gesehen, denn bei anderen Sprachführern bekommt man für dasselbe Geld mehr Seiten und Qualität, nur eben weniger Farbe. Patrick Brauns
Astrid Leibisch: Reise-Sprachführer Französisch. Hayit-Verlag, Köln 1990, 144 S., 9,80 DM
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