: Bundeswehr gibt kein Blut mehr ab
■ Keine Blutspenden von Soldaten mehr für zivile Spendedienste/Zusammenhang mit Golfkrise dementiert
Berlin/Bonn (taz) — Der taz liegt ein internes Schreiben der Bundeswehr vor, das „zivilen Blutspendediensten ab sofort bis voraussichtlich Ende Februar 1991“ untersagt, Blutspende- Aktionen „in Liegenschaften der Bundeswehr“ durchzuführen.
Allerdings sollen „einzelne Blutspenden von Bundeswehrangehörigen in driungenden Notfällen davon unberührt bleiben“. Die Maßnahme sei notwendig, „um den dringenden Bedarf der Streitkräfte zu decken“ heißt es in der vom vergangenen Donnerstag datierten und nur für den Dienstgebrauch bestimmten Anweisung. Die taz fragte im Bonner Verteidigungsministerium nach, ob diese Maßnahme der Bundeswehr mit der Krise am Persischen Golf steht.
Der Sprecher der Hardthöhe, Salis, bestätigte, daß das Schreiben von der bundeswehreigenen Blutspendezentrale in Koblenz stammt. Es richte sich an die „Wehrbereiche 3 und 4“ also an Bundeswehreinrichtungen im Saarland, in Hessen und in Rheinland-Pfalz.
Hintergrund der Anweisung, so Salis, seien die sinkenden Vorräte an Blutkonserven bei der Bundeswehr — und nicht die Golfkrise.
Im zweiten Halbjahr 1991 seien intern nur 17.000 Konserven zusammengekommen, während das erste Halbjahr 22.000 erbracht habe.
Blutspenden von Angehörigen müßten „auch wegen der langen Dienstunterbrechung über Weihnachten und Neujahr“ nun vorerst für den Eigenbedarf verwendet werden. Es komme hinzu, daß die Blutkonserven nur 35 Tage lagerfähig seien und daß ein Soldat nur alle sechs Monate spenden dürfe.
Die Frage, ob die Bundeswehr-Liegenschaften zum allerersten Mal für die zivilen Spendedienste gesperrt würden, konnte der Sprecher nur teilweise beantworten. Sicher sei, daß es „in den vergangenen zwei Jahren das erste Mal ist“.
Bei der Zentrale des Deutschen Roten Kreuzes in Bonn und bei der Leitung der DRK-Blutspendedienste im niedersächsischen Springe war über die Maßnahme der Bundeswehr auf Anfrage nichts bekannt.
Der Anteil des Soldatenbluts am gesamten Blutspendeaufkommen sei nur „minimal“. kotte
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