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Minister für Nichts, degradiert zum Nichts

■ Lothar de Maizière verläßt Bundesregierung und läßt CDU-Posten ruhen/ Der mutmaßliche Stasi-Mitarbeiter will seine „Unschuld“ beweisen

Berlin (taz) — Lothar de Maizière, der Bundesminister für Nichts, hat sein Ministeramt hingeschmissen. Als Konsequenz aus dem Vorwurf, in den achtziger Jahren unter dem Decknamen Czerni für die Staatssicherheit gespitzelt zu haben, verließ er gestern die Bundesregierung und läßt seine Posten als stellvertretender Bundesvorsitzender sowie als brandenburgischer Landeschef der CDU ruhen. Sein Abgeordnetenmandat will er behalten. Gleichzeitig bestritt der Jurist, die Stasi über rechtsanwaltschaftliche Gebühr hinaus kontaktiert zu haben. Er, der noch am vergangenen Freitag dem Bundestagspräsidium seine Zustimmung zu Recherchen verweigerte, verlangt nun „weitere Untersuchungen“.

Zuvor hatte der Bundesinnenminister nach einem Gespräch mit dem Stasi-Beauftragten Jochen Gauck in dreifachem Konjunktiv erklärt, die bisherigen Untersuchungen hätten einige Hinweise ergeben, daß de Maizière mit einem informellen Stasi-Mitarbeiter, der unter dem Decknamen Czerni geführt wurde, identisch sein könnte. Bundeskanzler Kohl ließ seine „tiefe Bewegung“ und den „Respekt“ für den Rücktritt de Maizières verlesen. SEITE 4

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