: Es boomt in Bremens Betrieben
■ Wirtschaftswachstum wie seit 1976 nicht mehr / 10.000 neue Arbeitsplätze
Es boomt in Bremens Betrieben. Vier Prozent reales Wirtschaftswachstum hat jetzt das Statistische Landesamt für 1990 geschätzt — so viel wie seit 14 Jahren nicht mehr und über dem Trend für die westdeutschen Bundesländer, der auf 3,5 Prozent prognostiziert wird. Gleichzeitig erhöhte sich 1990 die Zahl regulärer Arbeitsplätze in Bremen um 10.000, und die Erwerbslosenquote sank auf 11,9 Prozent. „Die bremische Wirtschaft ist dabei, ihre traditionelle Stärke wiederzugewinnen“, erklärte Wirtschaftssenator Uwe Beckmeyer gestern und machte dafür die „anhaltend gute bundesweite Konjunktur und die Anstrengungen des Landes“ in gleichem Maße verantwortlich.
Dem mag auch die Opposition nicht widersprechen. „Ich freue mich über den Trend“, erklärte CDU-Fraktionschef Peter Kudella, schränkte allerdings ein: „Den Anschluß hat Bremen damit noch lange nicht erreicht.“ Und der wirtschaftspolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Klaus Ziegler: „Bremen muß sich ja überproportional entwickeln, denn es hinkt doch um Jahre hinterher.“ Dafür habe die FDP auch das Wirtschafts-Aktions-Programm des Senats (WAP) unterstützt. „Und diese hunderte Millionen müssen sich ja jetzt auswirken“, erklärt sich Ziegler den Bremer Wirtschaftsboom.
„Das sind alles Selbstläufer“, meint der grüne Wirtschafts-Politiker Manfred Schramm zur Konjunktur-Entwicklung. Das WAP habe diese zwar mit zusätzlichem Geld gefördert, das Ergebnis seien jedoch „Mitnahmeeffekte, aber keine Strukturveränderungen“.
Neue Arbeitsplätze gab es 1990 vor allem bei Mercedes- Benz (rund 2.000), in Bremerhavens Fischereiwirtschaft (700) und im Einzelhandel. Mit 308.600 ist auch die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Bremen 1990 so hoch gewesen, wie seit 1975 nicht mehr.
Einen neuen Geldsegen sieht Finanzsenator Grobecker trotz des Jubels seines Kollegen Beckmeyer mit dem Wirtschaftsboom noch nicht auf Bremen zukommen. Zwar werden die Steuer- Einnahmen für 1990 deutlich über den Prognosen liegen. Für 1991 soll bei der Bremer Steuer- Schätzung jedoch trotzdem wieder nach bewährtem Muster vorgegangen werden: Man nimmt die Konjunktur-Prognose für den Bund und zieht davon den typischen Bremer Abschlag wieder ab. Dirk Asendorpf
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