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SPD »sauer« über Mompers Alleingang

Berlin. Auf dem letzten Parteitag, knapp eine Woche nach dem Wahldesaster der SPD, schien er die parteiinternen Gegner mit einer selbstkritischen Rede noch einmal besänftigt zu haben. Mit der Bescheidenheit und Einsicht des Verlierers hatte sich Walter Momper damals mit dem Posten des SPD-Landesvorsitzenden zufrieden erklärt. Vor einigen Tagen nun hat der noch amtierende Regierende Lust aufs Weiterregieren angemeldet: als stellvertretender Bürgermeister unter dem neuen Chef Eberhard Diepgen. Der wiederum rümpfte über Mompers Ambitionen gestern die Nase und riet der SPD zur Personaldebatte.

Unmut regt sich vor allem unter SPD-Mitgliedern, die sich aufgrund Mompers plötzlichen Sinneswandels an der Nase herumgeführt fühlen. Er sei »sauer«, daß Mompers Wort vom Landesparteitag plötzlich nichts mehr gelte, erklärte der ausländerpolitische Sprecher Eckhardt Barthel, und kündigte flügelübergreifenden Widerstand in der Partei an, sollte Momper tatsächlich nach einem Senatsposten greifen (siehe Interview auf Seite 21). Unabhängig davon hat eine »Demokratisch-sozialistische Plattform« in der SPD, in der sich Gegner einer großen Koalition zusammengefunden haben, Momper »Wortbruch« vorgeworfen.

Ungewöhnlich aufmüpfig zeigte sich in den letzten Tagen auch der CDU-Kreisvorstand Reinickendorf. Der Kreisvorsitzende Diethard Schütze fordert noch vor der Neuwahl eines Berliner Senats einen Sonderparteitag der CDU, um über die Ergebnisse der Koalitionsvereinbarungen zu debattieren — der Sachfragen und der Wähler zuliebe. Bei der CDU-Führung stößt dies auf wenig Gegenliebe, schließlich würde man sich dann ähnlich »schwerfällig« zeigen wie die SPD. Ob Schütze nur vom Respekt für den Wählerwillen getrieben ist, wird selbst in seiner eigenen Partei bezweifelt. Der Reinickendorfer CDU-Chef hat Ansprüche auf den Posten des Parlamentspräsidenten angemeldet, was wiederum nicht in Diepgens Personalkonzept paßt. Der möchte die Ex-Schulsenatorin Laurien als Nachfolgerin von Jürgen Wohlrabe sehen. anb

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