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Deutsche Einheit erfreute Wirtschaftskriminelle

Berlin (dpa) — Der Schaden durch Wirtschaftskriminalität im Zusammenhang mit der deutschen Wiedervereinigung hat fast die Milliardengrenze erreicht. Wie die Berliner Justizsenatorin, Jutta Limbach, zum Jahresende mitteilte, führt die Berliner Staatsanwaltschaft zur Zeit 54 Ermittlungsverfahren, die Straftaten im Zusammenhang mit der Einheit zum Gegenstand hätten und im Ostteil der Stadt begangen wurden. Vom 3. Oktober bis zum Jahresende seien bei der Wirtschaftsabteilung der Staatsanwaltschaft Anzeigen und Verfahren eingegangen, die sich in folgende Gruppen aufgliedern ließen:

17 Verfahren im Zusammenhang mit Transfer-Rubeln mit einem Schaden von 691.750.599 DM; sechs Verfahren zum illegalen Verkauf von Grundstücken mit einem Schaden von elf Millionen DM; sechs Verfahren im Zusammenhang mit der Währungsumstellung mit einem Schaden von 44.583.358 DM; 25 sonstige Verfahren, unter anderem wegen des PDS-Vermögens mit einem Schaden von 207.657.439 DM. Die Justizverwaltung errechnete einen Gesamtschaden von 954.991.396 DM. Etwa die Hälfte dieser Verfahren sei so umfangreich, daß ein Staatsanwalt etwa ein halbes Jahr ausschließlich mit einer Sache befaßt sein werde. Bei der Staatsanwaltschaft und der Polizei, sagte Frau Limbach in einer Pressemitteilung, gingen fast täglich Hinweise ein, in denen beispielsweise von der Einlagerung mehrerer tausend Tonnen Lebensmittel aus den neuen Bundesländern in westdeutschen Häfen, dem tonnenweisen illegalen Verkauf von Süßwasserfischen, dem Erwerb von Geschäftsanteilen neugegründeter Firmen durch Bürger der ehemaligen DDR in Größenordnungen von über zehn Millionen DM oder der Lieferung von unvorstellbar großen Zahlen von Computern die Rede sei. Ganze Warenbestände ehemaliger volkseigener Betriebe, einschließlich überlassener Grundstücke, schienen verschoben worden zu sein.

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