: Arme immer ärmer
■ Kluft zwischen Arm und Reich 1990 vertieft
Saarbrücken (afp) — Die Unterschiede zwischen Arm und Reich in der Bundesrepublik haben sich 1990 nach Einschätzung des Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbandes weiter vertieft. Allein in den elf alten Bundesländern lebe jeder Zehnte an oder unter der Armutsschwelle, sagte sein Hauptgeschäftsführer Klaus Dörrie. In den 80er Jahren hätten „diejenigen, die gut verdient haben, eine ganze Menge zulegen können, während die Zahl der Sozialhilfeempfänger in geradezu drastischer Weise zugenommen hat“. „Besonders elektrisiert“ seien die Wohlfahrtsverbände durch die hohe Zahl der Langzeitarbeitslosen. Durch die fünf neuen Bundesländer wird sich die Wohnungsnot nach Ansicht von Dörrie weiter verschlimmern. Schon jetzt seien allein in der alten Bundesrepublik 120.000 Menschen „ohne jedes Dach über dem Kopf“. Weitere 200.000 lebten in Notunterkünften und eine Million in „absolut“ heruntergekommenen Wohnungen. Als einen der Gründe für Armut in Deutschland nannte Dörrie die Tatsache, daß viele soziale Ausgleichsleistungen an das vorherige Einkommen gekoppelt seien. Dies sei zwar ein „erfolgreiches System“: „Nur durch das Raster fallen dann eben Menschen durch, die nicht viele Jahre gut verdient haben, sondern auch im Erwerbsleben Schwierigkeiten gehabt haben oder draußen stehen wie Alleinerziehende, Kranke, Behinderte und alte Menschen.“
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