: Rebellen wollen Barres Sturz
■ Die Kämpfe in der Hauptstadt Somalias sind gestern abgeflaut, doch handelt es sich nur um eine Atempause/ Vermittlerrolle Italiens abgelehnt
Mogadischu (ap/adn/afp) — In Somalia sind die Kämpfe zwischen Rebellen und Regierungstruppen am Mittwoch offenbar leicht abgeflaut. Beide Seiten hätten „beachtliche Verluste“ hinnehmen müssen, teilten Diplomaten in Mogadischu mit. Die Anhänger von Präsident Mohammed Siad Barre kontrollierten noch immer den Flughafen und das Hauptquartier der Polizei. Über das Schicksal des Präsidenten, der sich noch immer auf der Militärbasis des internationalen Fluhafens verschanzt hielt, wurde zunächst nichts Neues bekannt. Alle Telefon- und Telexverbindungen mit dem Ausland sind unterbrochen. In den Vierteln Mogadischus, die seit dem Beginn der Kämpfe am Sonntag von der bewaffneten Rebellenorganisation Vereinigter Somalischer Kongreß (USC) eingenommen wurden, herrscht wieder Ruhe. Es scheint auch, daß es den Rebellen nicht gelungen ist, die Rundfunk- und Fernsehstation unter ihre Kontrolle zu bringen.
Unterdessen hat die somalische Botschaft in Rom die italienische Regierung davor gewarnt, die Krise in dem ostafrikanischen Land „anzuheizen“. Als unakzeptabel bezeichnete die Botschaft eine Militärintervention zur Evakuierung von Zivilisten. Die italienische Regierung hatte am Vortag angekündigt, am Mittwoch Militärmaschinen von Rom nach Nairobi abzustellen, von wo aus sie im Falle einer Feuerpause zwischen den Konfliktparteien die Evakuierung von Ausländern aus Mogadischu vornehmen sollen. Außerdem soll ein italienisches Kriegsschiff, das derzeit im Golf mit der multinationalen Flotte die Einhaltung des Embargos gegen den Irak überwacht, in die Bucht von Mogadischu abberufen werden. Ein Sprecher hatte zuvor mitgeteilt, daß bei den Kämpfen in der somalischen Hauptstadt nach Angaben der italienischen Botschaft keiner der 350 Italiener und hundert Staatsbürger anderer Länder, darunter zwanzig Deutsche, verletzt wurde.
Somalias Rebellen wollen bis zum Sturz von Präsident Siad Barre weiterkämpfen. Wie der Sekretär des USC für auswärtige Angelegenheiten, Abdul Kadir, am Mittwoch in Rom gegenüber 'Reuter‘ erklärte, werde seine Organisation mit Barre nicht verhandeln. Der USC, eine der drei militanten, gegen die Regierung kämpfenden Rebellengruppen, werde aber mit den anderen somalischen Oppositionsbewegungen in Verhandlungen treten, wenn Präsident Siad Barre das Land verlassen hat. Nach den Worten Kadirs habe der USC weder Vertrauen in die Vermittlungsversuche Ägyptens, das mit Siad Barre verbunden sei, noch in die der ehemaligen Kolonialmacht Italien. Akzeptieren würde man dagegen die Vereinigten Staaten und die Europäische Gemeinschaft.
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