Roma sollen Kirche räumen

Tübingen (taz) — Der Kirchengemeinderat der Tübinger Stiftskirche hat die 270 Roma, die seit Weihnachten aus Furcht vor bevorstehenden Abschiebungen in der Kirche Zuflucht gesucht hatten, ultimativ aufgefordert, bis heute, 18 Uhr, die heiligen Räume zu verlassen. Im Gegenzug könnte, so Pfarrer Hermann Jantzen, eine begrenzte Anzahl von Familien in anderen Kirchenräumen untergebracht werden, sofern die Betreffenden bereit seien, ihre Personalien anzugeben. Außerdem hat der Kirchenmann den evangelischen Oberkirchenrat in Stuttgart gebeten, mit dem Innenministerium in Verbindung zu treten. Der Sprecher der Roma, Jasar Demirov, zeigte sich über den „Frontenwechsel“ der Kirche enttäuscht: „Wir haben die Kirche nicht besetzt, sondern lediglich um Schutz gebeten, um mit dem Innenministerium verhandeln zu können. Wenn jemand verhandelt, dann sind es aber wir selbst.“. Die Roma- Familien sind fest entschlossen, in der Kirche auszuharren, bis das Innnenministerium sich zu Gesprächen über einen generellen Abschiebestoß bereit erklärt. „Da müssen sie uns schon raustragen“, so Demirov.