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Volleyball: Klasse von hinten

■ 12. internationales Turnier endlich in der schöngroßen Stadthalle 1

Alle Jahre wieder geht es in der Bremer Stadthalle rund — „volleyballmäßig“, wie es eine Besucherin nannte. Endlich könne sie einmal Weltklasse-Spielerinnen aus der Nähe beobachten, aus Kuba, der UdSSR und der VR China. Und doch ist die Dame bereits nach den ersten eineinhalb Tagen enttäuscht. „Da spielen ja nur Kindermannschaften.“

Das ist nun zwar übertrieben, aber der Ärger der zahlenden Besucherin ist verständlich. Das „12. Internationale Volleyballturnier“ der Frauen, auch sponsorverpflichtet Beck's Cup genannt, kann nicht alle Versprechen einhalten, die von den Funktionären noch im letzten Jahr vollmundig abgegeben wurden. Die Aufnahme in den Grand-Prix-Zirkus scheiterte am Geld. Die Welt-Tournee besteht noch gar nicht. Die Weltmeisterinnen, Olympiasiegerinnen und Vizemeisterinnen sind zwar dem Nationennamen nach erschienen. Aber die genervte Dame im Foyer wollte klingende Persönlichkeiten erleben, richtige Stars eben. Frau Luis aus Kuba, das Sprungwunder der vergangenen Turniere, ist wieder verletzt. Valentina Ogienko aus Swerdlowsk arbeitet Volleyball nun für Geld in Zagreb, und die chinesische Frauschaft ist mal gerade im Juniorinnenalter. Gegen europäische Teams waren sie vorher noch nie angetreten.

Und was bietet die neuformierte gesamtdeutsche Auswahl? Ihr Auftaktmatch gegen die drei 1,90-Angreiferinnen aus Kuba mit ihren flinken Mitspielerinnen ging voll in die Hose. Was da als „historisches Ereignis“ durch die große Stadthalle geisterte, war nicht mehr als eine Blamage. Eine verzeihliche zwar, denn es ließen sich problemlos zehn Spielerinnen (die meisten aus der Ex- DDR) auflisten, die verhindert sind. Aber das kann das Publikum natürlich schwer nachvollziehen. Offensichtlich ist die athletische Vorbereitung der Auswahl schlecht, ihr fehlt einfach die Power, das gab auch der neue Bundestrainer Köhler zu. Zudem mangelt es noch am Zusammenspiel.

Aber es gibt auch positive Aspekte der Veranstaltung. Sie sind mit den Niederlanden, die eine Klassevorstellung gegen die Chinesinnen boten, Rumänien nach einem tollen Kampf gegen Kuba und der CSFR schnell beschrieben. Es gibt gute Gründe, sich auf die sogenannten Außenseiterinnen zu konzentrieren. Sie machen einfach Spaß. Jürgen Francke

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