piwik no script img

Leukämie durch Fleisch?

■ Leukämie in Sittensen durch Leukose-Rinder?

In Niedersachsen soll erstmals geprüft werden, ob entgegen bisheriger Annahmen Viren von Tieren beim Menschen Blutkrebs (Leukämie) auslösen können. Das Sozialministerium hat sich zu diesem Schritt entschlossen, weil für eine auffällige Erhöhung von Leukämieerkrankungen bei Kindern in der Gemeinde Sittensen (Landkreis Rotenburg) bisher keine Ursache ermittelt werden konnte. Eine Untersuchung zahlreicher Umwelteinflüsse sei ergebnislos geblieben, sagte der zuständige Ministerialbeamte Michael Csicsaky in Hannover.

Der Vorstoß aus Niedersachsen stellt unter anderem die bisherigen Erklärungen von Veterinärbehörden in Zweifel, wonach das Fleisch von an Leukose erkrankten Rindern für den Menschen völlig unbedenklich sei. Csicsaky sagte, der Verdacht eines Zusammenhangs zwischen tierischen Viren und Leukämie beim Menschen sei insgesamt sehr vage. Dennoch gebe es Auffälligkeiten, denen nachgegangen werden müsse, zumal gerade im konkreten Fall in Sittensen Umwelteinflüsse nahezu auszuschließen seien. Offen sei lediglich noch die Auswirkung von Tiefflügen, da die Bundeswehr bisher keine Angaben über die Zusammensetzung der Abgase ihrer Düsenjäger gemacht habe.

In Sittensen soll nun zunächst geprüft werden, ob die fünf zwischen 1987 und 1989 an Leukämie gestorbenen Kinder und Jugendliche in der Nähe leukosekranker Rinder gelebt haben. In Sittensen gab es Ende der 70er Jahre und erneut 1988 eine Leukose-Epidemie bei Rindern. Außerdem soll das Blut von Kindern in der Samtgemeinde Elbmarsch (Landkreis Harburg) auf Antikörper gegen die Tier-Leukose untersucht werden.

Sollten sich der Verdacht auf einen möglichen Zusammenhang zwischen den Tierkrankheiten und der Leukämie bei Menschen erhärten, sei eine bundesweite Untersuchung notwendig, sagte Csicsaky. dpa

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen