: Kubanische Gipfelstürmerinnen
■ Kuba gewann Int. Frauen-Volleyballturnier / 1. gesamtdeutsche Frauschaft Vierte
Eigentlich wissen wir es schon seit Jahren, aber diesmal haben wir es sozusagen amtlich. Das Internationale Volleyballturnier der Frauen ist zwar gespickt mit Weltmeisterinnen, Olympiasiegerinnen und Weltcupgewinnerinnen, aber die Trainer gaben es gern zu. Bremen ist und bleibt das bedeutenste Vorbereitungs- Turnier für die Großereignisse. Und das bedeutet, daß die Teams in Bremen immer neue, junge Spielerinnen einsetzen, um sie zu testen. Nirgends gibt es dazu so eine qulitatativ gutbesuchte Veranstaltung wie in der Hansestadt.
Aber hat das Fehlen mancher Weltstars wie Frau Luis aus Kuba oder Frau Parchomchuk aus der Sowjetunion wirklich so einen großen Effekt gehabt, wie manche Kritiker gleich zu wissen glaubten? Mit Sicherheit nicht, denn keine Frauschaft außer der UdSSR und den Kubanerinnen hatten auch nur den Hauch einer Chance, das Endspiel zu erreichen. So war es dann auch eine klare Angelegenheit dieser Teams, die Siegerinnen unter sich auszumachen. Etwas knapper als erwartet, aber verdient gewannen die härter schlagenden Kubanerinnen mit 3:2. Im Vorfeld waren die Chinesinnen als Vizeweltmeisterinnen höher gehandelt worden, als sie es auf dem Spielfeld umsetzen konnten, aber dafür waren sie auch nur mit einer Auswahl erschienen, die zwischen 17 und 19 Jahren alt waren, eine Aufbauformation eben.
Das allgemeine spielerische Niveau lag in diesem Jahr insgesamt etwas niedriger als im letzten Jahr, das zeigten die fünf Tage in der nie ganz ausverkauften großen Stadthalle 1 deutlich. Wer sich viel verwirrendes Kombinationsspiel erhofft hatte, wurde nur selten bedient. Meistens hieß die Devise: Annahme, hoch auf die Außenposition spielen und dann mit voller Wucht den Ball über das Netz donnern. Das ging so in jedem Spiel, für feinnervige Volleyball-Ästheten war diesmal wenig drin. Dennoch, die 1,90 Meter großen Gipfelstürmerinnen aus Kuba waren spektakulär, ebenso wie die Sprungangaben der Polin Swieniewicz oder das butterweiche Zuspiel von Frau Vassilevskaia aus der UdSSR.
Natürlich richtete sich die Aufmerksamkeit der ZuschauerInnen zwei Wochen nach der Vereinigung der beiden Volleyball-Ver
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das Frauenbild
Brit WiedemannF.:M.G.
bände auf die erste gesamtdeutsche Frauschaft, die es je gab. Von den vier Spielen konnten immerhin zwei gegen Rumänien und Polen gewonnen werden, darunter war die Europameisterschafts- Revanche gegen Rumänien. So richtig Klasse waren die Auftritte des 15er-Kaders zwar noch nicht, aber gestern konnten die deutschen Frauen mit großem Einsatz und einer feinen Moral den Niederländerinnen zwei Gewinnsätze abtrotzen. Daß der Tie- Break dann verloren ging, war wohl auch eine Sache der Nervosität. Brit Wiedemann, eine der sechs Spielerinnen, die noch im letzen Jahr im Spiel um den dritten Platz für die DDR schmetterte, hob aber die unerwartet gute Stimmung im Team hervor. Sehr große Veränderungen habe es in sportlicher Hinsicht unter ihrem alten Trainer und jetzigem Bundestrainer Siegfried Köhler nicht gegeben. Nett seien alle, berichtet sie erleichtert, und nun müsse sie bei der großen Konkurrenz eben abwarten, wie es weitergeht.
Köhler selbst wirkte in seiner neuen Rolle sichtlich gelöst und längst nicht so maulfaul und stereotyp wie in den Jahren zuvor, als noch seine Aufpasser jedes Wort von ihm notierten. Auf die Frage, wie er sich denn nun fühle als Bundes-Trainer, erwiderte er:“Meine Frau sagt, der hellblaue Trainingsanzug hat mir besser gestanden“. Mins Minssen
Ergebnisse: Spiel um Platz 7: CSFR- Polen 2:3
Spiel um Platz 5: VR China-Rumänien 1:3
Spiel um Platz 3: Niederlande-BRD 3:2
Endspiel: Kuba-UdSSR 3:2
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