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Die Rückhand des Frank Otto

■ Deutsche Wasserballmänner erreichten bei der WM die Zwischenrunde/ Rom Austragunsort der WM 1994

Perth (dpa/taz) — Gewußt wie, dachten sich die Römer, die arg gern die Schwimmweltmeisterschaften im Jahre 1994 ausrichten wollten, und verzichteten großherzig auf den vorgesehenen Zuschuß des Weltschwimmverbandes FINA in Höhe von runden zwei Millionen Mark. Diese Sprache verstanden die Schwimm-Funktionäre ausgesprochen gut und vergaben bei ihrer Tagung am Rande der aktuellen Weltmeisterschaften im australischen Perth die WM prompt nach Rom. Auf der Strecke blieben die Mitbewerber Athen und Bonn, das sich knauserig zeigte und nur einen Verzicht in Höhe von einer Million Mark anbot.

Geschwommen wurde noch nicht allzuviel in Perth, am Sonntag fanden lediglich einige Sprintrennen außer Konkurrenz statt, dafür ging es im Wasserball schon mächtig zur Sache. Im 401. Länderspiel des neuen Rekord-Internationalen Frank Otto schaffte das deutsche Team durch ein 9:7 gegen Kuba bereits die Zwischenrunde. Platz 6 und die damit verbundene Olympia-Qualifikation sind in greifbare Nähe gerückt. Am Samstag hatte Deutschland 22:7 gegen Ägypten gewonnen. Heute steht noch das Spiel gegen die Ungarn aus, die ebenfalls schon in der Zwischenrunde stehen.

Mit der Schlußsirene riß der 33jährige für Cannstatt spielende Frank Otto beide Arme in die Höhe und klatschte begeistert. Seit 1987 ist er Nationalspieler und sagt: „Ein paar Begegnungen sollen schon noch dazukommen. Bis zu den Olympischen Spielen in Barcelona möchte ich weitermachen.“ Wie wichtig er für die Mannschaft noch immer ist, bewies der Linkshänder auch gegen Kuba, als er im zweiten Drittel das 4:0 mit einem raffinierten Rückhandschuß erzielte.

Nach der deutlichen Führung wurde es allerdings noch einmal spannend. Die Kubaner kamen auf 7:8 heran, und erst 66 Sekunden vor Schluß erzielte Dirk Theismann aus Hamm den neunten Treffer für Deutschland. „Die Kubaner waren als Gegner so unbequem, wie wir erwartet haben“, sagte Bundestrainer Uwe Brinkmann, „aber wir haben die Aufgabe gut gelöst. Der Fortschritt war unverkennbar. Wir müssen jetzt aber auf dem Teppich bleiben und dürfen nicht überheblich werden.“

Das meint auch Frank Otto, der mehr denn je für den Wasserball lebt. „Immerhin bin ich 700 Tage älter als der nächste in der Mannschaft“, hat er ausgerechnet. Er trainiert immer noch zweimal am Tag und legt zusätzlich eine Sonderschicht beim Physiotherapeuten ein („wegen der Verschleißerscheinungen“). Zwei freie Wochenenden hat er nach eigener Aussage im Jahr.

Als seine größten Erfolge bezeichnet der 1,93 m lange und 95 kg schwere Hüne die beiden EM-Siege mit Deutschland. Die schönste Wasserball-Zeit seines Lebens aber waren die drei Jahre als Profi in Genua. „Das war zu einem Zehntel so wie bei uns Fußball.“

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