: Endoffensive in Mogadischu?
■ USA beendeten Evakuierung von Ausländern in Somalia/ Kämpfe in verschiedenen Teilen des Landes
Mogadischu/Nairobi (dpa) — Die USA haben ihre Evakuierung ausländischer Staatsbürger aus der schwer umkämpften somalischen Hauptstadt Mogadischu beendet. Ein Sprecher der US-Botschaft in Nairobi bestätigte gestern, über 200 US-Bürger und Ausländer seien vom Gelände der US-Botschaft in Mogadischu mit Hubschraubern ausgeflogen worden. Nahezu zeitgleich mit der Hubschrauberaktion der USA nahmen italienische Militärtransportmaschinen Italiener und andere Staatsangehörige aus Mogadischu auf, um sie in die Küstenstadt Mombasa (Kenia) zu bringen.
Präsident Barres Vorschlag, am 15.Januar Friedensgespräche aufzunehmen, wurde von den Oppositionsgruppen strikt abgelehnt. Sie hatten nach Angaben des Außenministeriums in Rom lediglich für die Evakuierungsmaßnahmen am Samstag einer zeitlich und örtlich begrenzten Feuerpause zugestimmt. Die Oppositionsgruppen machten am Sonntag nach Ansicht italienischer Quellen offenbar ihre Ankündigung aus den Vortagen wahr, mit neuen bewaffneten Kräften zur Schlußoffensive in Mogadischu zu starten. Der Vereinigte Kongreß Somalias berichtete in Rom von Kämpfen in verschiedenen Teilen des Landes.
Unklarheit herrschte gestern über die Lage in der umkämpften Hauptstadt Somalias. Die Regierung in Nairobi dementierte Meldungen der Rebellenorganisationen in London, wonach der somalische Präsident mit einer Militärmaschine nach Nairobi geflohen sei. Dort landete laut italienischem Fernsehen allerdings ein Flugzeug aus Somalia mit offenbar desertierten Offizieren regierungstreuer Truppen. Präsident Barre befindet sich nach italienischen Angaben nicht in einem Bunker, wie lange angenommen, sondern in seiner Residenz „Villa Somalia“. Sie sei von regimetreuen Truppen umstellt, weite Teile der verwüsteten Stadt würden aber von den Rebellen kontrolliert, berichteten geflohene Augenzeugen in Mombasa. Hunger und Terror herrschten in der Stadt. In den Straßen lägen Leichen. Es bestehe Seuchengefahr. Zahlreiche Gebäude seien von schwerer Artillerie zertört worden. Ein Diplomat sagte, Tausende seien bei Kämpfen in den vergangenen Tagen ums Leben gekommen.
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