Heinrich Dathe ist tot

■ Der zwangspensionierte Tierparkdirektor Professor Heinrich Dathe nach »Abwicklung« gestorben

Berlin. Vor rund drei Wochen wurde er im Zuge der »Abwicklung« des Ostberliner Tierparks in den Zwangsruhestand geschickt, auch seine Dienstwohnung auf dem Zoogelände in Friedrichsfelde sollte er räumen. Nun ist er am Sonntag in eben jenem Haus gestorben: der Gründer und langjährige Direktor des Tierparks, Prof. Dr. Dr. Heinrich Dathe.

Nachdem der 1910 Geborene ein Studium der Naturwissenschaften beendet hatte, arbeitete er 1936 als Assistent des Leipziger Zoodirektors. 1954 kam er nach Berlin, legte hier ein Jahr später den Grundstein für den Tierpark. In seinem 160 Hektar großen Areal leben rund 7.640 Tiere in 969 Arten, zum Teil auf großzügig angelegten Park- und Freiflächen. Unter Dathes Leitung erwuchs dem Zoo ein internationaler Ruf, der hochgeachtete Professor galt als Nestor aller DDR-Tiergärten. Noch in hohem Alter war er agil — etwa, als er Ende Oktober mit Finanzsenator Meisner und Innenstadtrat Krüger die frohe Botschaft überbrachte, der Tierpark bleibe trotz Wiedervereinigung als eigenständige Einrichtung erhalten.

Das bleibt er zwar tatsächlich — er soll in eine GmbH unter Mehrheitsbeteiligung des Landes Berlin umgewandelt werden —, aber dennoch fiel auch er zum Jahresende unter die bürokratische Prozedur der »Abwicklung«. Von seinen 450 Mitarbeitern werden nur 235 auf Dauer weiterbeschäftigt, der Rest darf auf der »Warteschleife« kreisen. Professor Dathe wurde von einem Tag auf den anderen zwangspensioniert. Und von einem hohen Mitarbeiter der Ostberliner Kulturstadträtin Irana Rusta erhielt der Gründer des Tierparks die Aufforderung, sein Wohnhaus zu räumen — gnädigerweise wurde die Frist auf ein halbes Jahr verlängert.

Die genaue Todesursache ist nicht bekannt. Doch nicht nur die Aussage von Mitarbeitern, die unklare Zukunft des Tierparks habe ihn »krank« gemacht, weist darauf hin, daß der betagte Professor diese Art der »Abwicklung« seines Lebenswerks nicht verkraften konnte. Geradezu prophetisch hatte eine Leserin Mitte Dezember an Senat, Magistrat und taz geschrieben: »Ich empfinde das Ultimatum an Prof. Dathe als einen Anschlag auf sein Leben, nicht nur, weil es sein Lebenswerk zu zerstören droht, auch weil es für ihn eine psychische Belastung sein muß, die seine Gesundheit äußerst gefährdet.«

Professor Dathe hinterläßt eine Ehefrau, drei Kinder und vier Enkelkinder. Die Beisetzung findet am 17. Januar statt. usche