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Weltrekord und Millimeterentscheidung

■ Schwimm-WM in Perth: Zweimal schlug Rozsa zu/ Deutsche Frauen mit Disqualifikations-Staffelsieg

Perth (adn) — Zwei Weltrekorde des 19jährigen ungarischen Brustschwimmers Norbert Rozsa waren am Montag die alles überragenden Zeiten des ersten Finaltages bei den Schwimmweltmeisterschaften in Perth. Rozsa, dessen bisherige persönliche Bestmarke bei 1:01,94 min lag, steigerte sich am Vormittag im Vorlauf auf 1:01,49 min, womit er den Weltrekord des Briten Adrian Moorhouse egalisierte. Am Nachmittag im Endlauf schlug er nochmals zu und drückte die Rekordzeit auf 1:01,45 min. Europameister Moorhouse wurde Zweiter, Dmitri Wolkow (UdSSR) ein Opfer seines hohen Anfangstempos. Er kam auf den 4. Platz. Christian Poswiat hatte zwar mit der Entscheidung nichts zu tun, aber mit zwei deutschen Rekorden — 1:02,70 im Vorlauf, 1:02,54 und Platz 7 im Finale — zog er sich doch achtbar aus der Affäre.

Die Auftaktbilanz der deutschen Mannschaft weist je einmal Gold und Silber aus. Kerstin Kielgaß, Manuela Stellmach, Dagmar Hase und Stefanie Ortwig kamen über 4* 200m Freistil auf Platz 2 ein, waren aber merklich enttäuscht über den knapp entgangenen Sieg, nachdem Stefanie Ortwig als Schlußschwimmerin ihren guten Vorsprung gegen Janet Evans eingebüßt hatte. Wenige Minuten später durfte sie dennoch über Gold jubeln, denn die USA-Staffel wurde wegen eines regelwidrigen zweiten Wechsels von Nicole Haislett auf Trina Radke disqualifiziert.

Eine sehr erfreuliche Überraschung lieferte der Berliner Steffen Zesner mit seinem zweiten Platz in persönlicher Bestzeit von 1:48,28 min über 200 m Freistil hinter Europameister Giorgio Lamberti, der in 1:47,27 min seinen Weltrekord um eine halbe Sekunde verfehlte. Enttäuschend hier die US-Amerikaner Troy Dalbey (6.) und Doug Gjertsen (8.). „Ich hab' von dem Rennen überhaupt nichts gesehen, bin einfach drauflos geschwommen. Ich war völlig überrascht, als ich auf der Anzeigetafel meinen zweiten Platz bemerkte“, sagte Steffen Zesner nach seinem bisher größten Einzelerfolg.

In der Mehrzahl der Finals blieben die Zeiten insgesamt hinter den hohen Erwartungen zurück, dafür zeichneten sich die Entscheidungen durch dramatische Kämpfe aus. Über 100 m Freistil der Damen riß erwartungsgemäß die langjährige deutsche WM-Erfolgsserie nach den Siegen von Kornelia Ender (1973, 75), Barbara Krause (1978), Birgit Meineke (1982) und Kristin Otto (1986) ab. Nicole Haislett (USA) bezwang in 55,17 Sekunden die favorisierte Vorlaufschnellste Catherine Plewinski (Frankreich) um 14 Hundertstel.

Für die deutschen Frauen gab es diesmal nur kleine Brötchen auf den Plätzen 5 (Manuela Stellmach) und 6 (Simone Osygus), noch dazu mit bescheidenen Zeiten. Nur die Siegerin wußte ihre persönliche Bestzeit zu steigern, aber an den Weltrekord von Kristin Otto (54,73) war nicht zu denken. Nur drei Finalistinnen blieben unter 56 Sekunden.

Eine winzige Hundertstelsekunde entschied das 400-m-Lagen-Finale der Damen zugunsten der Chinesin Li Lin in 4:41,45 min vor Hayley Lewis, die den einzigen australischen Endlaufplatz an diesem für die Gastgeber insgesamt enttäuschenden Tag erkämpft hatte. Die internationale Spitzenklasse-Grenze von 4:40 min blieb unangetastet, Olympiasiegerin Janet Evans (USA) wurde in für sie dürftigen 4:46,05 Vierte, für die deutschen Schwimmerinnen sprangen hier nur Plätze im hinteren Finalfeld heraus (5. Haußmann, 7. Müller).

Die Wasserballer verloren ihr letztes Gruppenspiel gegen Ungarn haarscharf mit 8:9 und wurden Zweite vor Kuba und Ägypten. Ihr Einzug in die Zwischenrunde, wo sie auf die USA und Australien treffen werden, hatte aber bereits vorher festgestanden.

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