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Ungeliebte Friedenstaube

■ Das weltgrößte Amateur-Radrennen liegt im Sterben PRESS-SCHLAG

Die Internationale Friedensfahrt für Rad-Amateure soll nur noch in der CSFR und Polen ausgeradelt werden, in Deutschland nicht. Dr. Thomas Huschke, Präsident der Internationalen Gesellschaft „Course de la Paix e.V.“, widerspricht. „Es ist unseriös, wenn nur zwei von drei meiner Vizepräsidenten aus Prag und Warschau die Geschäftsordnung außer Kraft setzen wollen“, sagte der ehemalige 4.000-Meter-Weltmeister und Friedensfahrt-Etappensieger von 1975. Huschke hat Sponsoren für das Rennen, die nicht bereit sind, eine „Polit-Show“ zu finanzieren. Sie wollen ihre Firmenzeichen auf den Trikots der führenden Fahrer sehen und nicht die bisher üblichen Friedenstauben.

Der ehemalige DTSB-Funktionär hat das kapiert, seine tschechoslowakischen und polnischen Sportfreunde nicht. „Die alten Funktionäre haben nichts hinzugelernt.“ Thomas Huschke hatte mit 140 Firmen Kontakt. Fast alle Partner aber schreckten zurück, als es konkret wurde.

In der CSFR wollen die Organisatoren pro Übernachtung in einem Mittelklassehotel 2.800 Kronen (70 D-Mark). „Ich habe in einer Suite im Prager Hotel Panorama 499 Kronen bezahlt.“ Ähnlich sieht es in Polen aus. Im nahezu unbekannten Riesengebirgsort Polanica kostet eine Übernachtung 600.000 Sloty (94 D-Mark). „Das kann keiner bezahlen.“ Wirtschaftliche Probleme der ehemaligen Bruderstaaten läßt Huschke nicht gelten. An der Friedensfahrt, die dann nicht mehr Friedensfahrt heißt, soll keiner dazu verdienen. Huschke gibt noch nicht auf. An seiner Seite weiß er den zweimaligen Straßenweltmeister und Gewinner der Friedensfahrt, Gustav-Adolf Schur, der ein Kuratorium zur Rettung des Weltcuprennens gegründet hat. Auch die legendären Sieger der Tour Jan Vesely (CSFR) und Ryszard Szurkowski (Polen) unterstützen ihn dabei.

Das „Flagschiff“ des Amateurradsports, wie der verstorbene UCI-Präsident Luis Puig (Spanien) die Friedensfahrt gern bezeichnete, ist schon mehrfach in politische Krisen geraten. 1948 als Rennen zwischen Warschau und Prag gestartet, kam 1952 Berlin als Veranstalterort hinzu. Nach dem Prager Frühling verzichtete man 1969 bis auf wenige symbolische Kilometer auf Etappen in der damaligen CSSR. 1985 und 1986 versuchten sich sowjetische Mitveranstalter ins Traditionsrennen zu drängeln. Schließlich setzte 1990 ein geplantes Prestigerennen zwischen Moskau und Paris den Schlußpunkt einer Entwicklung zu politischer Gigantomanie. Dieses „Europäische Friedensrennen“ scheiterte an seinem unausgegorenen Konzept.

Jeden politischen Mißbrauch hat die Fahrt sportlich überstanden. Mit der 91er Streckenführung Prag - Polanica - Berlin - Hamburg war erstmals ein wirklich europäisches Rennen geplant. Aber die wachsenden kommerziellen Eingriffe lassen die Tour zunehmend über die „Straßen des Friedens“ poltern und sie wohl letztlich in den Schlaglöchern der Sportgeschichte verschwinden. (dpa/taz) bossi

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