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Thälmann-Park ist Sanierungsfall

■ Boden mit Schadstoffen verseucht/ 100 Millionen Mark zur Sanierung nötig

Berlin. Als das Wohnviertel im Ernst-Thälmann-Park 1986 feierlich eingeweiht wurde, sprach Erich Honecker von einem umweltfreundlichen Wohnensemble, »das unserer sozialistischen Städtebaukonzeption sichtbaren Ausdruck verleiht«. Was unter dem Vorzeigeprojekt unsichtbar schlummerte, kommt erst jetzt ans Licht. Der Boden des Thälmann- Parks ist großflächig mit giftigen Rückständen des Gaswerks vergiftet, das früher an dieser Stelle stand. Gestern veröffentlichte der scheidende Umweltstadtrat Holger Brandt (SPD) Ergebnisse erster Bodenuntersuchungen.

Dabei seien Cyanide, Mineralölkohlenwasserstoffe und polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAKs) entdeckt worden, erläuterte der Stadtrat. »Akuten Handlungsbedarf« sieht Brandt vor allem bei dem sogenannten »Spielberg« an der Ecke von Greifswalder und Dimitroffstraße. Hier seien die Grenzwerte der sogenannten »Berliner Liste« um das Zehn- bis Zwanzigfache überschritten worden. Wenn Gesundheitsgefahren bestünden, müsse das Gesundheitsamt des Stadtbezirkes den Bereich absperren.

Die Kosten für die nötige Bodensanierung würden vermutlich »in die 100 Millionen« gehen, sagte Brandt. Wohnhäuser des Komplexes müßten hingegen nicht abgerissen werden. Die Untersuchungen wurden gestartet, nachdem in den letzten Jahren unter den etwa 4.000 Bewohnern verstärkt Klagen über Geruchsbelästigungen laut geworden waren. Brandt bezeichnete es als »unverantwortlich«, daß vor dem Bau von Wohnhäusern und Park »kein umfangreicher Bodenaustausch« vorgenommen worden sei. Wie es gestern im Stadtbezirk hieß, hatten die Bauleute damals zwar einen Teil des verunreinigten Bodens abgefahren, auf diese Vorsichtsmaßnahmen dann aber verzichtet, um den von Honecker vorgebenen Einweihungstermin nicht zu gefährden.

Seit Ende September ließ die Magistratsumweltverwaltung im Ostteil der Stadt insgesamt 35 Flächen auf Bodenverunreinigungen untersuchen. Auf drei Bolzplätzen seien zum Teil deutliche Überschreitungen der Grenzwerte nach der »Berliner Liste« entdeckt worden. So sei der Grenzwert für Arsen auf dem Spielplatz in der Reinhardstraße in Mitte um das 125fache überschritten. Hier sowie auf zwei weiteren Plätzen in Treptow (Hasselwerderstraße) und Pankow (Andreas-Hofer-Platz) müsse deshalb der Boden abgetragen werden.

Selbst in unmittelbarer Nähe des Wasserwerks Wuhlheide bestätigte sich der Verdacht auf eine starke Verseuchung von Boden und Grundwasser. Die Werte für Ammonium, PAKs, Phenole und Schwermetalle wie Arsen überschreiten die Grenzwerte der Trinkwasserverordnung teilweise um das Zwei- bis Vierfache. Auch hier stammen die Schadstoffe von einem mittlerweile stillgelegten Gaswerk.

Glaubt man Günter Bachmann von der Magistratsumweltverwaltung, dann ist das aus Wuhlheide gelieferte Trinkwasser trotzdem in Ordnung. Eine Reihe von Brunnen des Wasserwerks mußten aber, wie berichtet, abgeschaltet werden. hmt

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