piwik no script img

Siad Barre „noch in Mogadischu“

Berlin/Abu Dhabi (taz/ap) — Entgegen auch von der taz übernommener Meldungen befindet sich Somalias Präsident Mohammed Siad Barre höchstwahrscheinlich weiterhin in der somalischen Hauptstadt Mogadischu. Berichte, nach denen er am Montag in einem mit 98 Passagieren besetzten Flugzeug nach Abu Dhabi in den Vereinigten Arabischen Emiraten geflüchtet sei, haben sich nicht bestätigt. Somalische Oppositionskreise und Beobachter in Nairobi erklärten der taz, der Präsident halte sich immer noch in seinem Bunker am Flughafen Mogadischus auf. Von dort soll er massive Luftangriffe auf die von der Opposition gehaltenen Teile der Hauptstadt angeordnet haben. Gestern früh stand nach italienischen Angaben die Kathedrale von Mogadischu in Flammen, wobei die genaue Ursache unklar blieb. 80 Prozent aller Gebäude in Mogadischu seien zerstört; unter anderem seien die US-Botschaft und die Büros der EG von Banden und Soldaten geplündert worden. In Radioberichten war vom „Endkampf“ um die Hauptstadt die Rede.

Die 98 Familienmitglieder und Gefolgsleute Siad Barres, die am Montag nach Abu Dhabi flogen und um Asyl baten, wurden nach siebzehn Stunden Aufenthalt wieder ausgewiesen, da sie nicht im Besitz gültiger Papiere seien, und in ein Flugzeug nach Frankfurt am Main gesetzt. Unter ihnen befindet sich Barres Sohn Abdullahi — gleichzeitig stellvertretender Gesundheitsminister — drei seiner Töchter sowie seine erste Frau. Auch der ehemalige Ministerpräsident General Mohammed el-Sainata und die Familien des Außenministers Ahmed Adam, des früheren Sicherheitschefs Mohammed Jabril und des Kriminalpolizeichefs Ano Geel sollen an Bord der Maschine gewesen sein. Ein anderer Sohn Barres namens Maslah, gleichzeitig Oberkommandierender der somalischen Streitkräfte, hatte sich bereits vergangene Woche über Abu Dhabi nach Rom abgesetzt. D.J.

Siehe Kommentar Seite 10.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen