: Der letzte Strohhalm heißt Perez
■ Morgen fliegt der UN-Generalsekretär nach Bagdad/ Weltweiter Pessimismus nach Genf
Genf/Washington/Bonn (taz/ap/dpa) — Seit Mittwoch abend geht die Angst um. Nachdem sich in der Nacht zum Donnerstag herausgestellt hatte, daß sich nach dem Treffen zwischen dem amerikanischen und dem irakischen Außenminister tatsächlich keinerlei Kompromisse abzeichneten, entlud sich weltweit eine geballte Ladung an Pessimismus.
Ging man gestern früh noch davon aus, daß nun die EG in die diplomatische Lücke springen und im Gespräch mit Tarik Asis eine Lösung herbeiführen könnte, löste sich diese Hoffnung im Laufe des Tages in Luft auf. Die Iraker ließen erkennen, daß sie nicht gewillt sind, zu einem Gespräch mit der EG nach Algier zu kommen, so daß der zur Zeit in der EG federführende luxemburgische Außenminister Poos am Nachmittag resigniert feststellte: „Mit den Irakern ist ein Dialog nicht möglich.“
Nun möchte die EG ihre Ideen zumindest noch indirekt in Bagdad vortragen. Für heute früh ist ein Treffen aller EG-Außenminister mit UN-Generalsekretär Perez de Cuellar in Genf geplant, auf dessen Bagdad-Reise am Samstag nun alle verbliebenen Hoffnungen ruhen. Perez selbst, der bereits am Dienstag mit US- Präsident Bush lange konferiert hatte, versuchte, sich selbst zu entlasten: Seine Reise sei nicht die letzte Hoffnung auf eine friedliche Lösung.
Wie diese im letzten Moment vielleicht doch noch aussehen könnte, propagierte gestern der französische Verteidigungsminister Chevenement. Die USA, so der Franzose, sollten endlich einer internationalen Nahost-Konferenz zustimmen, um „mit dieser kleinen Geste Saddam Hussein die weit größere Geste eines Rückzugs aus Kuwait zu ermöglichen“. Früher oder später gehe an einer großen Nahost-Konferenz sowieso kein Weg vorbei.
In Bonn herrschte ebenfalls Ernüchterung. Ein Sprecher des Instituts für Wirtschaftsförderung präsentierte gleich eine Studie, nach der ein Krieg auch für die Bundesrepublik katastrophale wirtschaftliche Folgen haben würde. Die Koalitionsverhandlungen seien gleich wieder Makulatur — man müsse vielmehr mit einem neuen Haushaltsloch in zweistelliger Milliardenhöhe rechnen.
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