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USA sammeln arabische Verbündete

■ James Baker besucht Saudi-Arabien und Ägypten/ Saudis zahlen die Hälfte der Golfkriegskosten/ Baker: Immer noch „ein Weg zum Frieden“/ Mubarak: „Es gibt keinen anderen Weg als Krieg“

Riad/Kairo/Khartum (afp/dpa/ adn) — US-Außenminister James Baker hat die Hoffnung auf ein irakisches Einlenken im Golfkonflikt noch nicht aufgegeben. Es gebe immer noch „einen Weg zum Frieden“, sagte er bei seinem Eintreffen in Saudi-Arabien am Donnerstag, wo er den saudischen König Fahd über die gescheiterten Gespräche mit dem irakischen Außenminister Asis in Genf informierte. Ob die Sprache auch auf einen Zeitplan für einen möglichen Militäreinsatz gegen den Irak kam, wurde zunächst nicht bekannt. Ein hoher amerikanischer Beamter hatte auf dem Flug von Genf nach Riad gegenüber Journalisten erklärt, dieses Thema stehe auf der Tagesordnung.

Baker sprach mit König Fahd auch über die Höhe des finanziellen Beitrags Riads an dem amerikanischen Truppenaufmarsch am Golf. Wie der saudische Botschafter in Washington, Prinz Bandar Ben Sultan, am Freitag in Riad mitteilte, wird sein Land zu etwa „40 bis 50 Prozent“ die Kosten der „Operation Wüstenschild“ mittragen. Diese belaufen sich nach amerikanischen Angaben zur Zeit auf rund 30 Milliarden Dollar. Baker kehrte am Freitag nach einem kurzen Aufenthalt in der Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate, Abu Dhabi, nach Saudi- Arabien zurück, um mit der kuwaitische Exil-Regierung in Taif zu sprechen. Danach wollte er nach Kairo, Damaskus und Ankara weiterreisen.

Ägyptens Präsident Husni Mubarak sieht hingegen nach dem Scheitern der amerikanisch-irakischen Gespräche nur noch wenig Chancen für eine friedliche Lösung am Golf. „Keiner will Krieg, aber in dieser schwierigen Situation gibt es keinen anderen Weg als Krieg“, sagte Mubarak gestern in einem CNN-Interview. Für den Fall eines Krieges sagte Mubarak einen raschen Sieg der multinationalen Streitkräfte voraus. Gleichzeitig sprach er Israel das Recht zu, im Falle eines irakischen Angriffs zurückzuschlagen. Noch vor wenigen Tagen hatte Mubarak erklärt, Ägypten werde eine israelische Intervention „nicht erlauben“. Die Drohung Bagdads, im Kriegsfall Israel anzugreifen, nannte Mubarak einen „Fehler“. „Warum sollte Irak Israel angreifen, das nicht zu den internationalen Streitkräften am Golf gehört?“ Zwischen der Golfkrise und der Palästina-Frage gebe es keinen Zusammenhang. Baker habe ihm schon vor Beginn der Krise eine schnelle Lösung des Palästina-Problems zugesagt.

PLO-Chef Yassir Arafat schlug nach einem Gespräch mit Sudans Staatschef el-Bashir am Donnerstag in Khartum einen Sondergipfel der arabischen Staaten vor. Die Araber müßten ihre Probleme ohne Einmischung ausländischer Mächte lösen, sagte Arafat. Der außenpolitische Sprecher der PLO, Faruq Qaddumi, traf gestern mit dem französischen Außenminster Roland Dumas in Paris zusammen. „Es bedarf eines Kopplungsgeschäfts (package deal), um alle Probleme der Region zu lösen“, sagte Qaddumi nach dem Treffen. Von französischer Seite wurde die Unterredung Qaddumis mit Dumas als „interessant“ gewertet. Zuvor hatte Qaddumi in Genf mit dem irakischen Außenminister Tariq Aziz gesprochen.

Frankreichs Premierminister Rocard sagte gestern, es gebe noch eine „kleine Chance“ für einen irakischen Abzug aus Kuwait vor dem 15.Januar. Präsidentensprecher Hubert Vedrine erklärte, falls die Bemühungen ergebnislos bleiben, würden die rund 10.000 am Golf stationierten französischen Soldaten an einem Krieg um Kuwait teilnehmen.

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